Kette gerissen

Habe mich ja bisher nie allzuviel um meine Kette gekümmert. Alle paar 1000km wurde sie gereinigt und nach Regenfahrten oder vor größeren Touren bekam sie weisses Kettenspray.

Als Allwetter- und Winterfahrer habe ich die erste Kette bei 30.5Mm ausgetauscht und bei 60Mm sollte die zweite raus.

Dazu kommt es nicht mehr, nach 26.5Mm also bei 57.256Mm, nach ungewollter Autobahnfahrt ist mir gestern vor Regensburg bei 120km/h auf der linken Fahrspur die Kette gerissen, hat Teile der Bodystyle-Hinterradabdeckung rausgeschlagen, das Nummernschild verdrillt (vorne ist jetzt auf beiden Seiten) den Blinker abgerissen (hängt jetzt nur noch am Kabel), die linke Verschalung unter Sitz aus dem Rahmen gerissen und auch noch mein Bein erwischt (nur ein 1€ großer blauer Fleck dank Daytona und Schwabenleder). Das wars noch nicht, der neue MPR2 (2Mm) ist an der Seite der Lauffläche aufgeschlitzt bis zur Profiltiefe.

Kurz vorher war noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung, da hätte es mich bei 160/170 km/h erwischt. Der Fahrer des roten Kleinwagens den ich gerade gemütlich überholen wollte (ohne Gas, weil bereits leicht abschüssig!), hat das ganze mitbekommen, ist sofort zurückgefallen und hat mich so vom Rest des Verkehrs abgeschirmt und mir damit den Weg auf den Standstreifen gesichert. 1000 Dank an ihn! Von da konnte ich mit dem Schwung noch die Ausfahrt nehmen und von der Autobahn runterrollen.

In letzter Zeit gab es immer wieder Rucker die man an der Fußraste gespürt hatte. Habe das durch etwas häufigeren Einsatz von Kettenspray immer wegbekommen. Wie geschrieben, der Kettenwechsel stand bereits an. Beide waren Orginalketten.

Also passt auf wenn es in der Fußraste das Ruckeln anfängt! Es könnte noch schlimmer kommen!

Die Kette hat sich verklemmt und dann vermutlich beim Weiterrollen den Reifen aufgeschlitzt. Man kriegt sie vom Reifen weg aber nicht raus aus der Führung. Wenn da mal nicht noch Ritzel oder anderes beschädigt wurden.

Morgen hole ich mein Töff und bringe es zum Händler. Mal schauen was er dazu meint. Garantie ist natürlich nicht, da Verschleißteil.

Optisch sah die Kette noch ganz gut aus. War auch noch nicht stark gelängt. Akustische Auffälligkeiten (Schläge an den Topf unten) gab es ab und zu, aber das war wie immer und ich kannte das schon aus den Bergen bei Lastwechsel in Kurven auch als die Kette noch neu war. Das Schlagen hört meistens nach 1-3 Sekunden / 2-6 Schlägen wieder auf. Die erste Kette hatte das dagegen nie.

Das Ruckeln in den Fußrasten scheint davon unabhängig zu sein. Das tritt immer wieder mal auf - sowohl beim Beschleunigen, beim Konstantfahren als auch beim Auslaufen lassen.

Habe seit 3Mm auch ein WhitePower Federbein und seit 9Mm progressive Federn drin. Da achtet man nicht mehr so auf die Fahrbahn, da vieles weggedämpft wird und die Bodenhaftung besser wird. Die Dämpfung habe ich recht hart eingestellt. Obwohl ich meinen Fahrstil seither nicht geändert habe, könnte das eine Auswirkung gehabt haben. Naja und seit letztem Jahr fahre ich ab und an mit einer meiner Töchter als Sozia, aber die 250/300 N sollten auch keine Auswirkung haben, andere fahren schließlich mit ausgewachsenen Beifahrern.

Neben dem kleinen blauen Fleck an der Wade, habe ich jetzt noch einen doppelt so großen am Unterschenkel entdeckt. Beides spüre ich gar nicht. Da hat sich die teuere Montur wenigstens mal rentiert.

Erst einmal eine Korrektur: Die zweite Kette war ein Enumakette - keine Originalkette. Ausgetauscht wurde damals ein kompletter Kettensatz.

Eine kurzzeitige Blockade des Hinterreifens gab es auch, da hat mich wohl der Griff in die Kupplung gerettet. Obwohl das ganze in einer leichten Rechtskurve passierte, gabe es keinen Aufstellmomment. Aber das kennt man ja bei MPR2 und schätzt den Reifen dafür.

Nun zum eigentlich schlimmen: Die Kette hat auch einen Schutz zum Motor hin glatt durchschlagen und an der Abdeckung des Motorblocks das Gewinde für die Ölzuführung und damit auch die Ölzuführung selbst rausgerissen. Eine neue Abdeckung kostet 1.100 € plus Arbeitszeit für die Zerlegung und Wiederzusammenbau des Motors, es folgen Kosten für neue Dichtungen .... Zusammen mit all den anderen Beschädigungen würde das ganze mir wohl so teuer kommen wie der Restwert des Motorrads vor dem Vorfall war (2.4 Jahre alt, 57Mm, Restwert ca. 2.600-2.800 €) - also habe ich einen Totalschaden.

Jetzt habe ich mehrere Möglichkeiten:

Für eine neue ER-6f fehlt mir das Geld, außerdem gefällt sie mir nicht da das Aussehen zu agressiv ist. Die Versys gefällt mir vom Fahrstil aber nicht vom Aussehen. Eine günstige gebrauchte Versys gäbe es beim Händler, ist aber schwarz und widerspricht meiner Sicherheitseinstellung - bin schon öfter damit gefahren und übersehen worden, siehe den damaligen Thread. Außerdem würde es statt einer Versys wohl gleich eine BMW - nur die kostet noch mehr.

Beim Händler steht eine gut erhaltene 2007er ER-6f in candy-blue, 12Mm. Er will ca. 3.600 dafür. Die könnte ich in Zukunft fahren oder als Ersatzteillager nutzen. Also dort Motor und andere Teile ausbauen und meine wieder aufbauen. Da bliebe von meiner die Farbe und vielleicht auch die 1.6 Jahre Restgarantie erhalten und ich hätte ein paar Ersatzteile.

Die candy-blue hat einen verändertenn Lenker und die Reifen müssen erneuert werden, dann mag ich auch kein windiges LED-Rücklicht. Eine Bodystyle- Hinterradabdeckung könnte man neu einbauen und WP Gabelfedern, Federbein, Lenker, Sturzpads ... von meiner lime-green nehmen. Damals beim Kauf meiner grünen war auch die blaue lange Zeit mit im rennen. Heute blutet mir bei einem Tausch das Herz. Natürlich könnte ich auch die Verkleidungsteile rüberbauenlassen. Dann wären halt ein paar Rahmenteile in silber statt in schwarz.

Oder ich höre ganz mit dem Motorradfahren auf und schaffe mir endlich den zweiten Husky an und flitze mit denen durch die Gegend.

Eigentlich will ich soviel wie möglich von meinem Töff retten. Habe mir eine Woche Bedenkzeit ausgebeten.

Also Garantiefall wird es nicht da es kein Orginalteil von Kawasaki war. Außerdem ist es ein Verschleißteil - nach ein paar hundert Kilometern mag man da noch argumentieren können aber nicht nach 26Mm.

Der Kettensatz wurde in einer offiziellen Kawa-Werkstatt eingebaut. Die weisen mich immer auch auf alles hin, deswegen war ja auch der Kettensatzwechsel für die nächste Inspektion (60Mm) eingeplant.

Wir haben die Kette zwar, die hat es aber in zwei große Teile zerlegt. Welche Stelle riss zuerst? War es ein Materialfehler oder ist ein kleines Steinchen hochgeschleudert worden und gab es dadurch eine Spannungsspitze die zum Riss führte?

Klar könnte man da rumtun, aber die Erfolgsaussichten sind sehr gering und die Dauer ungewiss. Prozesskosten oder Guatachterkosten sind da schnell über dem Restwert der Maschine.