Gruselwolf´s ABS-Berichte

Du siehst das Forum als Gast - als registriertes Mitglied stehen dir alle Forenbereiche zur Verfügung. Wir freuen uns auf dich!

  • hallo zusammen,

    Ich möchte mal ein neues Thema aufmachen und zwar meine eigenen Erfahrungen mit dem ABS der ER. Mal ganz bewußt weg von genauen Werten, sondern einfach nur die Schilderung, wie fühlt sich was an.

    Dies werde ich in Teilen tun, da ich nicht jeden Tag Zeit und auch nicht den Platz habe um einzelne Fahrsituationen ausprobieren zu können. Zudem sind die Wetterverhältnisse auch unterschiedlich.

    Bericht Nummer 1:

    Fangen wir heute mal mit dem Langsamfahrbereich an und zwar mit einer durchgehend feuchten Fahrbahn.

    Geradeaus:

    Gefahren wurde so um die 33 km/h im Wohngebiet, Tachoabweichung ist ja wie bekannt ca. 9 %). Beide Bremsen wurden voll betätigt, sodaß die Pauschalformel Bremsweg aus 30 km/H = 4 Meter immer eingehalten bzw. unterschritten wurde.

    Geregelt hat es natürlich vorne und hinten. Jetzt zu den Auswirkungen.
    Da die Fahrbahn feucht war, musste das ABS vorne sehr schnell eingreifen. Hier wurde offensichtllich stark gelöst, da die Gabel deutlich aus der Federung kam, um anschließend wieder stark einzutauchen.

    Das bedeutet für den Fahrer, dass er wie bei jeder Vollbremsung. die Arme ausstrecken sollte und einen festen Knieschluß einsetzen sollte, da beim Ausfedern die Lenkung leicht wird und der Lenker leicht einschlagen werden kann. Das man den Lenker unter Umständen leicht einschlägt ist der Tatsache zu verdanken, dass man den stark pulsierenden Hebel, Paroli bieten muss und an der rechten Seite doch einwenig mehr anzieht. .

    Meine Meinung:

    Durch das Ausfedern muss die Körperhalterung sogar genauer ausfallen als ohne ABS. Also Übung ist angesagt, damit unschöne Umfaller durch den Bremsnickeffekt am Ende der Bremsung bei leicht eingeschlagenem Lenker nicht vorkommen.

    Leichte Schräglage beim Abbiegen, Fahrbahn feucht, der Autofahrer vor uns bremst doch noch um einen schnellen Fußgänger rüber zu lassen. Vmax 23 km/h.
    Jeder kennt es, da kann man auch leicht hinfallen vorallen Dingen, wenn man zu stark in die Vorderradbremse greift.

    Einzelradbremsung nur hinten:

    Volle Betätigung. Die Hinterradbremse regelt sofort, ca. 2 mal - 3 mal., je nach Geschwindigkeit. Bei diesen Regelintervallen kommt es zu Seitenführungsverlusten, sodass die ER bei jedem Intervall nach aussen ca. 10 cm wegschmiert. (Popo-Meter). Dies ist überhaupt nicht aufregend und fühlt sich beruhigenderweise so an, als ob man mit dem Fahrrad kurz wegschmiert. Durch das Bremsen nur hinten in Schräglage, stellt sich die Lenkung im Lenkkopf gerade, was heißt, dass ich trotz Bremsung fast keinen Aufstellmoment habe und somit ziemlich schräg bleibe. Dies heißt wiederum, der Fuß muss schnell auf den Boden.

    Vorderradbremse:

    Jeder weiß es, in Schräglage vorne voll reinzulangen, auch mit ABS kann zum Sturz führen. Nennt mich Feigling, da ich meine Sturzpads noch nicht montiert hatte.

    Wir befinden uns wieder in der selben o.g. Situation beim Abbiegen und greifen vorne bei feuchter Fahrbahn dosiert zu. Die ER richtet sich auf wie jedes andere Mopped. Man braucht vorne überhaupt nicht stärker zuzulangen, sonst würden Kippeffekte zu Aussenseite entstehen.

    Die beste Art schnell abzubremsen, z.B. in einer Serpentinenkehre, ist Maschine Aufrichten, Lenkung geradestellen und Volles Brems-Programm.

    Warum fallen hier jedoch oft die Fahrer hin ? Weil Punkt zwei missachtet wird. Man muss schnell anhalten, fühlt das gerade Motorrad unterm Popo und langt vorne zu ohne den Lenker geradegestellt zu haben.

    Meine Meinung:

    Beruhigt werde ich beim Abbiegen oder in der Kehre, wenn ich nicht volle Schräglage fahre (dies tue ich ja nur wenn ich weiß, dass ich nicht bremsen muss) hinten voll in die Eisen gehen. Vielleicht mag es mein Kumpel, der in der Kehre ausgerutscht ist ja nicht, wenn ich über ihn drüberfahre ??? Mit leichtem Anbremsen vorne oder einer Lenkbewegung richte ich zeitgleich das Motorrad auf. Sobald das Bike und der Lenker gerade sind, kommt die volle Vorderradbremse dazu. So lassen sich aus mittleren Schräglagen bei ca. 30 km/H durchaus mit etwas Übung Bremswege von ca. 6 Metern realisieren, da hier das Hinterrad ohne grössere Sturzgefahr schon viel Energie vernichten kann. Ein Biker ohne ABS, muss beide Bremsen sorgfältig dosieren, und kann hier nicht so effektiv sein, vorallen Dingen nicht im Schreck.


    Zum Abschluss des heutigen Tages weise ich vorsorglich daraufhin, dass insbesondere Kurvenbremsungen nicht ohne sind und man sich langsam steigern oder am besten in einem Sicherheitstraining unter fachkundiger Anleitung üben sollte

    Teil zwei folgt bald.

  • Hallo Gruselwolf, danke für den Bericht :P

    das enspricht etwa den Erwartungen die ich an ein ABS habe. Daß bei niedrigen Geschwindigkeiten die Regelintervalle recht ruppig ausfallen ist ja normal. Und zu deinen Ausführungen über Bremsen in der Kurve kann ich nur zustimmen.
    Noch eine Frage: Wie empfindest du den Druckpunkt, der wurde ja teilweise schon als zu schwammig kritisiert.

    servus
    Tom

    NTV 650. 182.000 km. Statt der Versys hab ich nun eine Transalp in der Garage. :bier

  • Ja ja der Druckpunkt, eigentlich ist bei einer moderaten durchschnittlichen Bremsung alles recht schwammig. Ein Anfänger wird ihn gar nicht vermissen, denn die ER bremst gut und zügig ab. Etrwa nach halbem Hebelweg wird der Widerstand etwas grösser, von einem Druck- PUNKT kann man aber nicht sprechen.

    Ich stelle mir allerdings die Frage, ob ich einen klar definierbaren Druckpunkt überhaupt noch brauche. WEnn ich schnell verzögern will lang ich halt einfach rein, und ansonsten verzöger ich halt zufällig mal mit 4,6 m/s und mal mit 4,8 m/s, was soll´s.

  • @Gruselwolf,

    was kannst Du denn zum Thema Hebelblockade bei aufeinanderfolgenden Bremsvorgängen sagen? Konntest Du das Phänomen irgendwie nachvollziehen?

    Gruß Karsten

    Einmal editiert, zuletzt von Karsten (19. Februar 2006 um 16:38)

  • @ Rainer

    toller Bericht, Dir glaube ich das eher wie einem MOTORRAD Redakteur =)

    Bin schon gespannt auf Deine nächsten Fahreindrücke.

  • ABS-Bericht Teil II:

    Ergänzend zum ersten Teil möchte ich anführen, dass die Bremsungen mit der Serienbereifung und kurz nach dem Losfahren, also mit kalten Bremsbelägen und und kalten Reifen erfolgten. Sozusagen die Phase "ich fahre morgens zur Arbeit und ein Schulkind springt auf die Strasse oder ein anderer Verkehrsteilnehmer schläft noch etwas".

    Warum der kalte Zustand angemerkt werden muss, werden nachfolgende weitere Tests belegen:

    Bei uns war es heute ca. 7 Grad warm und die Sonne schien, die Reifen wurden ca. 15 km warm gefahren.

    Bei dieser kurzen Fahrt über eine kurvenreiche enge Strecke, wurde besonderes Augenmerk auf den Bremshebel gelegt und das Aufstellmoment in Kurven.

    Bremshebel:

    ich bezeichne die ER mit ABS-Bremse zukünftig als Drei-Phasen-"Kukident"-Bremse.

    Phase 1
    Nach ca. der Hälfte des Hebelweges ist schon ein erster Widerstand spürbar. Diese Position ist genau die richtige um die regelmässigen Abbremsung des Alltags zu meistern.

    Phase 2
    Wenn ich über diesen Widerstand noch etwas weiterziehe, am äußeren Hebelende wird das ca. ein halber cm sein, wird schon knackig eingebremst mit deutlichem Eintauchen der Gabelfederung. Den Bremsfetischisten wird es vielleicht etwas stören, dass Phase 1 und 2 zusammen doch etwas weit sind, auch wird ab Phase 2 etwas Kraft in den Fingern benötigt.

    PHASE 3

    Will ich jetzt auf trockener Fahrbahn noch das ABS dazunehmen, muss ich noch mal fester ziehen. Eigentlich Unsinn, da die ER in der Phase 2 schon sehr gut verzögert.

    Den Angeber, der die ABS-Aufkleber vom Mopped entfernt hat, kann ja dann mit Phase zwei auf die Ortschaft zubremsen. Am Ortsschild dann noch extra ziehen und das Rad kurz aufheulen lassen. Dies passiert dann auch einmal kurz, dass das Rad ganz kurz pfeift.


    Aufstellmoment:

    Auf der Rückfahrt wurde in Kurven bei ca. 70-80 km/h vorne gebremst. Die ER mit der Serienbereifung richtet sich ohne Einflussnahme des Fahrers nicht abruppt, sondern gleichmässig mit dem Bremsdruck vorne auf und bleibt ohne Zutun noch ca. 5 Grad schräg bis zum Ende der Bremsung. ABS nicht nötig, da Phase 2 sehr gute Verzögerungen erlaubt.

    Weiterhin wurde auf längs verlaufenden Aufteerungen, die an den Rändern Bitumenstreifen aufweisen, in Längsrichtung gebremst. Die ER regelt natürlich in Phase 2 automatisch ein und das ist gut so. es wurden so gut wie keine Fahrwerksbewegungen ausgemacht. Hier ist die erfrischende Erkenntnis: Ruhig her mit dem schlechtem Wetter, dem Laub oder der Schafsscheisse, da brauch ich nicht mehr drüber nachzudenken, dafür konzentrier ich mich lieber auf Strecke.


    Test-Bremsungen Stadtverkehr:

    Reifen handwarm, sehr guter Asphalt auf dem Übungsgelände

    Ich wusste am Ende der Bremsungen nicht, ob ich begeistert oder enttäuscht sein soll.

    33 km/H Tacho. Beide Bremsen voll

    Im Gegensatz zu der Bremsung bei feuchter Fahrbahn und kalten Reifen, konnte keine längere Lösephase ausgemacht werden, die die Gabel zum deutlichen Ausfedern bringt. Die Gabel bleibt schön eingetaucht. Wird schlagartig gebremst und der Druck gehalten, erfolgen immer leichte Stoppies. ca. 3 - 4 Meter Bremsweg.

    55 Km/H:

    Ja was soll ich sagen, es kann alles passieren. Für diese ABS braucht man Übung. Ich habe ca. zwanzig Bremsung gemacht. Wie der Mensch halt so ist, waren es auch zwanzig unterschiedliche. Nicht vom Bremsweg her, der war immer zwischen 10 und 11 Meter, sondern vom Fahrwerk her.

    Was kann passieren:

    Extrem-Stoppies, leichtes Schrägstellen der Hinterhand, leichtes Einschlagen des Lenkers, Extrembelastung für das Bremshandgelenk, kurz man muss alles richtig machen um erstens nicht runterzufallen und zweitens eine Vollbremsung auch wirklich durchzuziehen und nicht während der Bremsung vor Schreck aufzumachen.

    Es ist ein ABS, bei dem man nicht zu einem Anfänger sagen kann, jetzt fährst du 50 und haust einfach voll rein. Insbesondere nach mehreren Bremsungen mit heißen Bremsbelägen und warmen Reifen steigt die ER hinten deutllich hoch. Diese Situation ist dann ungefähr mit einem heißen Sommertag und warmen Reifen und kurvenreich- aufgewärmten Bresmbelägen vergleichbar. Eure ER mit ABS wird Euch immer hinten hoch heben. Dies ist ein Gedanke, der mir aus der Sicht als Sicherheitstrainer nicht ganz gefällt. Der sportlilche Aspekt dabei ist etwas ganz anderes. Nicht jeder will am Ende der Bremsung im Schreckzustand auch mal umfallen.

    Als Fahrschulbesitzer würde ich die ER nciht kaufen, da die Umfaller am Ende der Bremsung bei Fahranfängern vorprogrammiert sind.

    Warum kommt es mitunter zu leichtem Querstellen?

    Das Hinterrad ist deutlilch in der Luft und steht, das ABS löst das Rad. Macht hier das vordere ABS auf und der Bremsweg ist noch länger,kommt die Hinterhand kurzfristig stehend auf den Boden und es gibt eine kurze Blockade, die für den leichten Versatz sorgt. Anschließend steigt die Hinterhand wieder an. Das Fahrzeug ist jetzt im anschließenden Stoppie.

    Leichtes Einschlagen des Lenkers ?

    Wird meiner Meinung nach durch die hohe Handkraft hervorgerufen, die
    erforderlich ist. ich kann vielleicht am Übungsplatz daran arbeiten und leicht links gegenziehen, in der Notsituation ist dies aber nicht umzusetzen.

    Weil ich es mir doch etwas einfacher vorgestellt habe, habe ich mir bei der zweiten Bremsung auch das rechte Handgelenk etwas überanstrengt.

    Mein Teil drei wird sich mit der Frage beschäftigen, muss ich mir das antun, oder langt auf trockenen Asphalt die Phase 2 um einen Bremsweg von 11 Metern zu realisieren und beschäftige ich das ABS nur unbewusst wenn die Fahrbahnverhältnisse das ABS von alleine in Aktion treten lassen.

    Auch werde ich das Problem "Bremse auf- zu-keine Verzögerung" angehen.

    Ich hatte heute leider nur eine Stunde Zeit.

  • Ein schöner zweiter Bericht. Was mich interessiert ist, was passiert, wenn man aus Schreck doch wieder los läßt und dann wieder rein greift. Gibt es da eine Gedenksekunde, oder nicht?

  • Hallo Rainer,

    Zitat

    Original von Gruselwolf
    ............ ABS-Bericht Teil II:

    Eure ER mit ABS wird Euch immer hinten hoch heben. Dies ist ein Gedanke, der mir aus der Sicht als Sicherheitstrainer nicht ganz gefällt. Der sportlilche Aspekt dabei ist etwas ganz anderes. Nicht jeder will am Ende der Bremsung im Schreckzustand auch mal umfallen.

    DANKE für diesen Bericht!
    Wenn ich so etwas lese, dann sehe ich mich immer wieder bestätigt, wie gut ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch in Foren ist.

    Zu dem Thema des "hinten hoch heben" möchte ich noch etwas sagen.

    Ich selbst fahre derzeit eine CBF 600 S mit ABS.
    Letztes Jahr habe ich ein Sicherheitstraining beim ADAC gemacht. Gegenstand dieses Trainings war auch das Bremsen mit ABS. Bei diesem von Honda gesponsorten Training (Back on Bike) wurden identische CBF 600 mit ABS zur Verfügung gestellt.

    Das von Dir beobachtete "hinten hoch heben" war mit der CBF bei keinem der Teilnehmer zu beobachten. Wir machten Vollbremsungen aus 30 und 50 Km/h.
    Auch wenn nicht alle Teilnehmer gleich bei der ersten Bremsung den Mut hatten, bis in den Regelbereich durchzuziehen, so machten sie es bei den weiteren Bremsungen.
    Wie gesagt, bei keinem der Teilnehmer war ein sich hebendes Hinterrrad zu sehen. Die Maschinen blieben sauber in der Spur.

    Insoweit habe ich fast das Gefühl, dass das Honda ABS, zumindest das in der CBF verbaute, besser ist.

    Natürlich warte ich jetzt auch gespannt auf den Test mit der "Gedenksekunde".

    Viele Grüße
    Alex

    Einmal editiert, zuletzt von alfalke (20. Februar 2006 um 08:17)

  • Junge, Junge, sehr differenzierender Bericht ... danke.

    Zu den unfreiwilligen Stoppies: ich denke, die Reifen und Bremsen sind heute so gut, daß sich das kaum vermeiden lässt. Jedenfalls dann nicht, wenn das Motorrad leicht ist und eine handlingsfreundliche Fahrwerksgeometrie aufweist.

    Meine Z steigt hinten auch ... lässt sich nur durch das Mitführen einer Sozia vermeiden =). Ich find's aber nicht beängstigend, kann man gut dosieren, jedenfalls beim Üben. Ob's bei der Schreckbremsung zum Salto Mortale führt weiß ich nicht, musste ich glücklicherweise noch nicht ausprobieren.

    BMW hat - zumindest in seinen Bosch II-Systemen - die Regelung "löst sich das Hinterrad vom Boden, reduziert das ABS den Bremsdruck". Das ist aber auch unglücklich ... fährt man z.B. bergab auf eine Serpentine zu, löst sich das Hinterrad sehr schnell vom Boden. Wenn das ABS dann die Bremse löst und die Serpentine unvermindert schnell auf mich zu kommt, ist das auch nicht schön ... war mal Thema in der MOTORRAD. Die ideale Lösung gibt es wohl nicht.

    Die CBF 600 bin ich auch gefahren. Daß sie keinen Stoppie macht, wird daran liegen, daß sie einen deutlich fetteren A***** als die ER hat, genau wie die BMW F 650. Dennoch ist das Honda-ABS hervorragend, sehr feine Regelungen, sehr wirkungsvoll.

    Das matschige Gefühl bei der ER wird durch die längeren Gummileitungen kommen. Mit Stahlflex wird das weg sein.

    Viele Grüße

    Roadster

  • Hallo Rainer,

    ein Klasse 2. Teil.

    Dein Bericht wird wohl nicht nur für Klarheit sorgen. Wenn Du als Profi davon abrätst die ER-6 als Fahrschul-Bike zu nutzen, ist Kawasaki am Ziel vorbei. In der Werbung wurde doch gerade das propagierd.

    3 Phasen? Setzt das nicht ein Mehr an Übung voraus? Ist eine ER-6 ohne ABS nicht einfacher zu bremsen?

    Bin aber mittlerweile dank Deiner Berichte mehr und mehr Überzeugt von ABS.

    Nette Grüße,
    Andreas

  • Hallo Rainer,

    ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschliessen. Tolle Berichte über das ABS. Freue mich schon auf den nächsten.

    Danke für Deinen Einsatz :P :daumenhoch:
    Grüsse aus dem leider wieder kälter werdenden München
    Toni

    Grip ist wie Luft - beides vermisst man erst, wenn's nicht mehr da ist.... :yeah:

  • ABS-Bericht Teil III.

    Eure Fragen zu den vorangegangene Berichten möchte ich mal so beantworten, bevor ich neues zu berichten habe.

    1. das ABS arbeitet, wenn es muss und ich persönlich geniesse es dann stark abzubremsen wann ich es will, ohne immer auf ein paar Steinchen achten zu müssen. Dann regelt es halt kurz einmal, ohne dass ich ganz zugezogen habe (Phase 2). Ich finds klasse mir darüber keine Gedanken mehr machen zu müssen.

    2. Jeder SchönWetterWenigfahrer ohne Bremsübung wird bei der Gefahren-Bremse beim Stoppie lösen und wertvolle Meter Bremsweg verlieren. Sorglos bremsen kann man auf anderen Motorräder. Aber der, der übt, bleibt trotz Stoppie oben auf der Kiste sitzen und rutscht nicht mit 50 km/H untern Laster, weil er vorne überbremst hat und das geht schnell (kleine Bodenwelle, kleiner Ölfleck, etwas Rollsplit und schon ist es passiert).

    3. Die drei Abschnitte der Bremswirkung sind nicht wirklich schlimm, eher etwas gewöhnungsbedürftig und mit höheren Handkräften verbunden. Also schon mal so Fingertrainer kaufen, ist auch gut vor der ersten Passfahrt, damit sich auch die Sehnenscheidenentzündung links beim Dauerkuppeln nicht einstellt. Insbesondere die Damen haben da manchmal echte Probleme und es wär schade am zweiten Tag nur unter Schmerzen die Pässe zu fahren. ;)


    Jetzt kommt der eigentliche Teil III

    Ich habe heute nur das Problem der Hebelblockade "erforscht".

    Also freie Fahrbahn auf untergeordneten Landstrassen, Reifen warm, Strasse trocken:

    Mehrere Bremsungen mit der Vorderradbremse aus 100 km/h, 70 km/h 50 km/h, im regulären Strassenverlauf, also mit unterschiedlichen Fahrbahnformen u.s.w.

    Erst mal die wichtigste Antwort:

    Ja, der Hebel blockiert.

    Ist es sinnvoll, dass er blockiert ist:

    Antwort:

    Ja, sehr sogar !!!

    Kann man was dagegen tun:

    Antwort:

    Ja, man kann.

    Der Effekt stellt sich nur dann ein, wenn man ganz aufmacht wieder blitzschnell zugreift.
    Greife ich nur einen Wimpernschlag später wieder zu, bremst die ER wieder ganz normal. Also, dies ist gleich die Anleitung, wie ich es umgehen kann, dass ich einfach den Bruchteil einer Sekunde mehr Zeit gebe. Wie woanders schon angemerkt, habe ich diese Situation ja höchstwahrscheinlich sowieso nie.

    Bei einer Bremsung aus fünfzig km/h konnte ich diesen Eingreifen nicht feststellen.
    Habe ich aber von 70 voll auf 50 oder von 100 auf 70 runter gebremst und geöffnet und wieder zugegriffen, hat das System folgendermassen eingegriffen:

    Es wird Bremsdruck aufgebaut allerdings nur der bis Ende Phase eins. Also die ER bremst trotz der Blockade des Hebels zwischen Phase 1 und 2 moderat ab. Nach der halben bis ganzen Gedächtnissekunde geht es verstärkt weiter.

    Warum ist es bei der ER allerdings auch notwendig, dass das passiert?

    Ihr müsst Euch mal vorstellen, Ihr seit bei 50 km/H in einer ABS-Bremsung voll vorne eingefedert. Ihr löst schlagartig die Bremse, die vorgespannte Gabel federt über die Normallage aus. Wenn Ihr in diesem Zustand mit hoch entlastetem Vorderrad wieder zulangt, steht das Rad doch zunächst etwas still. Das es bei einer ABS-Bremsung kurzfristig zu Radblockaden kommen kann, ist bekannt. So verhält es sich auch hier. Bei der erneuten Radlastverschiebung kommt es auf der Fahrbahn zum Kontakt mit einem stehenden oder fast stehenden Rad, das noch nicht wieder ganz auf die Fahrbahn gepresst ist. Um dem Rad erstmal mal wieder die nötigen stabilisierenden Kreiselkräfte zu geben, wurde die kurze Hebelblockade eingebaut.

    Beim Wiederzugreifen hat jedesmal kurz das Vorderrad gepfiffen, und anschließend der Hebel blockiert. Nach mehreren Bremsungen hat das Bike bei 50 km/H beim Wiederzugreifen einen leichten Stoppie gemacht, der automatisch durch die Hebelblockade in Wohlgefallen aufgelöst wurde.

    Wie gesagt ein Sicherheitsfeature, dass unsere leichte Kiste offensichtlich braucht, um keine instabilen Fahrzustände zu erzeugen.

    Wenn man mit einem Wimpernschlag dem Vorderrad seine Umdrehungen und der Gabel seine Normallage gibt, hat sich das Thema eh erübrigt.

  • Ich würde sie nicht für Fahrschulen kaufen, weil ich kein Lust hätte dauernd Ersatzteile zu kaufen. Wenn dies aber einer tun will, weil er aus seinen Fahrschülern echt gute Motorradfahrer machen will, dann nur zu.

  • das mit der gewollten Hebelblockade ist eine interessante Theorie, ist für mich auch einigermassen nachvollziehbar. Die Frage ist nur, ob das von Kawasaki wirklich so vorgesehen war, oder ob es doch eine Fehlfuntion ist, die im realen Betrieb möglicherweise eher zufällig zu einem Vorteil wird. ?(

    servus
    Tom

    NTV 650. 182.000 km. Statt der Versys hab ich nun eine Transalp in der Garage. :bier

    Einmal editiert, zuletzt von ntvrider (20. Februar 2006 um 23:03)

  • Der Redakteur des Motorradartikels hat auf Nachfrage ja geäußert, dass es Kawasaki so gewollt hat, ohne das Warum zu erläutern. Im eigentlichen Bericht wird auf die Tatsache verwiesen, dass Sie diese Programmierung schon bei anderen Motorrädern mit dem Bosch ABS beobachtet haben. Sei es wie es will, bei 50 km/h habe ich noch 10 Meter Bremsweg vor mir. Hier wurde offensichtlich der Tatsache Rechnung getragen, das der Bremsweg in dieser, wie gesagt äußerst seltenen Situation, etwas länger ausfällt, anstatt dem Fahrer mehrere Meter Stoppie zuzumuten, den die meisten sowieso durch erneutes Lösen der Bremse verweigern und somit der Bremsweg auch länger wird. Unabhängig davon, tritt ein Abheben des Hinterrades auf die letzten ca. 4 Meter sowieso oft genug auf.

    Wir müssen uns mit der Tatsache anfreunden, dass die ER eine gute Bremsanlage hat und diese gute Bremsanlage, trotz ABS, in Verbindung mit dem niedrigen Gewicht, höhere Anforderungen an den Fahrer stellt.

    Was passiert in der Situation bei einem nicht ABS-Motorrad ?

    Das Rad blockert bei sofortigem harten Zugreifen und muss wieder freigeben werden, denn Vorderradblockaden können kaum länger als 0,5 Sekunden gehalten werden. Der Nicht-ABS-Fahrer muss nach dem Lösen die Bremsung auch erst wieder regulär steigern bis wieder genügend Haftreibung aufgebaut ist. Zwar tut er das etwas schneller als das System, aber die anschließende Sturzfreiheit ist auch ein Vorteil.
    Rechnet man das Gegeneinander auf, die Er bremst ja sofort trotzdem leicht ( feststellbar an der leicht eingetauchten Gabel), ist der zeitliche Unterschied und um den geht es eigentlich, nicht mehr bedeutend. Mit einem Wimpernschlag mehr Zeit zum Zugreifen, ob bewußt oder zufällig, bin ich sowieso unschlagbar schneller an der vollen Bremsleistung.

    Viele werden die Er Jahre fahren und diesen Effekt nie spüren, erstens weil sie vielleicht nie in den Regelbereich fahren und zweitens, weil sie es in der Situation gar nicht merken, was da passiert.


    Wir wissen es ja auch nur, weil es irgendwo geschrieben stand.

    Don´t panic, alles im Lot

  • Wenn ich das richtig erinnere, stand in der MOTORRAD, daß die "Gedenksekunde" unabhängig davon anfällt, wie stark die Bremse beim ersten Bremsvorgang betätigt wird. In diesem Fall greift der Gedanke mit der ein/ausfedernden Gabel nicht. Sehe ich da jetzt was falsch?

    Diese Situation finde ich auch nicht selten, kommt schon vor, daß man die Bremse leicht anlegt, dann löst und dann doch wieder bremsen muss.

    Ich bin das Bosch-ABS-System 2 Jahre auf der BMW F 650 GS gefahren. Von der beschriebenen Problematik habe ich nichts bemerken können. Ich bin mal gespannt, ob Kawa das nicht korrigiert.

    Roadster

  • Wegen der Hebelblockade habe ich heute einen mir bekannten BMW-Entwicklungsingenieur per E-Mail meine Erfahrungen geschildert und bin auf die Antwort gespannt. Vielleicht geht das ja auch bei der F 650 und noch keiner der Besitzer hat´s gemerkt oder der Redakteure hat´s geschrieben.

    @ Roadster:

    In der Motorrad stand "unabhängig davon ob man im Regelbereich gebremst hat oder nicht". Also nicht wie stark.

    Deshalb lege ich mal nach und mach mal den Test mit der von Dir geschilderten wirklich alltäglichen Situation. Leichtes Anbremsen und dann schlagartig auf und zu. Da muss ich mich aber schon etwas beherrschen =). Und dann noch dazu Starke Bremsung, aber nicht geregelt. Dann müssten wir es ja genau wissen.