Moin Moin,
da der Hinterreifen meiner Erna durch einen neuen getauscht werden musste, habe ich vor Kurzem bei einem Kumpel angerufen und gefragt, ob ich mir nicht seine Buell leihen könnte. Leider wurde es Montags nichts, da er selber am Dienstag fahren wollte aber durch eine göttliche Fügung hatte ich besagtes Mopped vom Mittwoch den 23.10. bis einschliesslich darauffolgenden Montag zur Verfügung, da der Besitzer auf Reisen war.
Daher ein kurzer Bericht von der Erstfahrt
Eine Buell ist irgendwie was ganz was anderes, von einem anderen Stern, ich rödel mich also an und mach mich fahrfertig, steige auf den Bock und betätige den Anlasserschalter. Dieser macht einen kurzen Mucks und bevor ich noch denken konnte "Scheiße, Batter..." überwindet er die Kompression und schmeisst den 1200 Kubik großen Zweizylinder an.
Was nun folgt ist in erster Linie Lärm, Lautstärke, Charaktermusik, wie man es auch beschreiben mag, auf jeden Fall macht die Buell sehr auf sich aufmerksam, dabei bin ich noch keinen Millimeter gefahren.
Also los, die Gasse runter, an den Nachbarn vorbei. Der Remus bollert im Schiebebetrieb schön vor sich hin und ich nehme die erste Kurve. Ein zarter Zug am Gasgriff und - oh wunder - es geht noch lauter!
Ich passiere das Ortsausgangsschild und beschleunige, ab halbem Drehzahlband wird das Bollern weniger und der Motorsound verschiebt sich in Richtung normal, ich entscheide mich freiweilig einen Gang hochzuschalten, denn eins ist klar, man fährt keine Buell wegen der Beschleunigung, man will den Sound hören und der ist einfach bei niedrigeren Drehzahlen präsenter.
Ich erwische mich also beim Herumschwuchteln über die Landstraße in gemütlichem Geschwindigkeitsbereich ohne die Grenze zu überschreiten ab der Punkte in Flensburg fällig werden - und - fühle mich gut dabei.
Gut, ich wüsste, ich könnte schneller und um die Kurven pfitzen, aber ich will gerade nicht, denn die herbstlichen Bedingungen mit Laub und der Dreck durch landwirtschaftliche Gerätschaften laden nicht gerade zu forscher Fahrweise ein und kaputt machen will ich das gute Stück nicht wirklich.
Ich bin inzwischen 40km gefahren und Meiningen kommt näher. Der Remus ist warm, das Maschinchen noch lauter und allerorts dreht man sich um und erwartet eine Harley, aber - nichts gibts!
Kinder werden vom Spielen abgelenkt und rennen an die Gartenhecke um freundlich zu winken oder einfach nur den Daumen hoch zu zeigen.
Ich komme mir vor, als hätte ich ein Teletubbi-Kostüm an - trotzdem - es gefällt.
Das sie auch gut um die Kurven geht, weis ich, das brauch ich nicht ausprobieren, denn meine Erna und die Buell sind schon zu etlichen Ausfahrten gemeinsam aufgebrochen und immer war ich der limitierende Faktor, zumeist wegen mangelnder Erfahrung, bzw. Wahnsinn und Selbstüberschätzung.
Mir gefällt gut, dass die Fußrasten weiter oben montiert sind, bei meinem Maschinchen komme ich bei engen Kurven mit den Füßen aufn Boden, bei der Buell müsste ich erst genug Mut zusammenkriegen mich so weit runter zu trauen, gleichzeitig bietet die Maschine einen aufrechteren Sitz als meine Erna.
Gut geht Sie auch, wenn man sich an das auf dem Drehzahlmesser aufgedruckte Limit nähert, welches immerhin bei 7000 Touren liegt. Mein Kumpel sagt zwar immer, dass er die Leistung etwas vermisst, aber er fährt auch lieber in den höheren Gängen - wer kann es ihm verübeln.
Nach ca. 100km, in denen ich mich trotz des langsameren Tempos in keinster Weise gelangweilt habe, beende ich meine Tour an der häuslichen Garage und genieße ein letztes Mal die Vibrationen des 2-Zylinders in dem ich das Maschinchen etwas nachlaufen lasse, eine letzte Massage zur Tiefenentspannung meiner Muskeln muss einfach sein.
Ein paar Nachwirkungen bleiben aber: So muss ich mir mein eigenes Mopped jetzt schönreden. Verdammich aber auch.
Gut, der Preis ist ein gutes Argument... aber wozu hat man gute Kumpels die einem auch mal ein Mopped leihen
Grüssle
Martin