Kettendurchhang/Kettenspannung prüfen

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  • Moin,

    habe mir gerade mal die Threads zum Thema Kette zu Gemüte geführt, aber eine Antwort auf meine nun folgende Frage nicht gefunden. Also:

    Am WE hatte ich die Gelegenheit, mich mit jemanden u. a. über das Thema Kettenspannung zu unterhalten, und wir mußten feststellen, dass meine Kette (nach seiner Aussage) offenbar zu stramm gespannt ist. Er bat mich, mich aufs Möpp zu setzen. Ergebnis: Kette war gespannter. Sozius kam drauf. Ergebnis: Kette war noch gespannter. Nix mit 30 - 40 mm Durchhang wie im Handbuch beschrieben.

    Als ich zu Hause war, habe ich mir den entsprechenden Passus im Handbuch natürlich noch einmal durchgelesen, und dort ist ein entscheidender Unterschied bei der Verfahrensweise; das Handbuch sagt nämlich, man solle den Durchhang messen, wenn das Motorrad auf dem Seitenständer steht.

    Normalerweise wäre ich geneigt, dem Handbuch Glauben zu schenken - wenn ich nicht ganz genau wüßte, dass derjenige, der mir das mit der Kette sagte, wirklich etwas von seinem Fach versteht.

    Daher die Frage an die Techniker unter uns: Wie seht ihr das, welche Verfahrensweise ist die Richtige? Unter Last oder unbeladen? ?(

    Gruß Giova

    Merke: Gummierte Seite nach unten, Lackierte nach oben! ;)

  • Nach meinem Wissen sollte der Kettendurchhang 20 - 30 mm betragen, und zwar bei unbelastetem Hinterrad (Rad in der Luft!). So ist sichergestellt, dass die Kette bei belastetem Hinterrad nicht überspannt wird. Ich allerdings messe den Durchhang bei auf dem Seitenständer stehenden Motorrad.
    Unsicher? --> Freundlichen fragen ist immer das Beste

    Wenn schneller möglich ist, dann ist schnell nicht schnell genug !

  • Ganz einfach: am straffsten Punkt sollte die Kette nur minimal durchhang haben, aber trotzdem nicht unter Spannung stehen. Das blöde bei unseren Moppeds ist halt, dass mit dem längeren Federweg, die Unterschiede zwischen ausgefedert und eingefedert recht groß sind. Und nun meine Meinung:

    Wenn der Hersteller schon 4-5cm Durchhang auf dem Seitenständer ansetzt, dann ist dieser klug genug zu wissen, dass man meist so etwas alleine ohne Beladung machen muss. Selten sind da zwei Leute dabei. Meine Theorie wird dadurch gestützt, dass bei meiner alten GS500E nur 2-3cm ohne Last Durchhang einzustellen waren.

  • Zitat

    Original von Promme
    Wenn der Hersteller schon 4-5cm Durchhang auf dem Seitenständer ansetzt, dann ist dieser klug genug zu wissen, dass man meist so etwas alleine ohne Beladung machen muss. Selten sind da zwei Leute dabei.

    Richtig! Die Kette wäre ja praktisch lose, wenn der Durchhang bei belastetem Rad eingestellt würde. Für mich klingt 4-5cm nach ziemlich viel, aber Kawasaki wird für diese Anweisung schon seine Begründung haben.

    Wenn schneller möglich ist, dann ist schnell nicht schnell genug !

  • :headshake
    Wie im Handbuch angegeben.
    Oder willst du jedesmal die Kettenspannung neu einstellen, wenn du einen schweren Tankrucksack drauf hast ? :D

    Wir suchen Bessermacher, keine Besserwisser.

  • Als ich meine V abgeholt habe, war ich etwas erschrocken über die straff gespannte Kette.

    Nach Handbuch hatte das dann wohl gestimmt, ich wars aber von meinen früheren Mopets nich so gewohnt (wobei, ca. 10Jahre Pause vor der Versys).

    Ich hatte persönlich immer mehr Durchhang eingestellt und nie Probleme mit über- oder abspringenden Ketten.

    Wobei: muß jeder selber entscheiden!

    Aber, so meine Meinung, solang die Kette/Kettenrad noch i.O. ist, wird, da das obere Trum ja gespannt ist (Antrieb), wohl eher nix über- oder abspringen.

    Probleme sehe ich eher dann, wenn die Kette schon Richtung Lebensende geht und starke Lastwechsel drauf kommen. Dann könnte ich mir schon vorstellen daß bei zu geringer Kettenspannung die Kette abspringt.

    Mir lag halt immer mein Getriebeausgangslager am Herzen... :floet

    Gruß,
    Stefan

    Achja: Mehr Durchhang scheint auch mehr Kettenlaufgeräusch zu bedeuten... zumindest erscheint mir das bei der Versys gerade so...

    Einmal editiert, zuletzt von nafets (30. April 2008 um 14:05)

  • Das man die Kette mit belasteten Motorrad misst, ist mir auch neu. Meines Wissens nach nur unbelastet und an der Stelle mit dem weitesten Durchhang etwa eine "Daumenbreite" spiel. So habe ich es bislang immer gemacht, es gab noch nie Probleme.

    Rechts überholen ist billiger als Dränglen, Standspurüberholen gibt zusätzlich Rabatt. :bump:

  • Die optimale Methode funktioniert bei jedem Moped:

    Man muß den Punkt suchen, an dem die Kette die höchste Spannung hat.....
    und an diesem Punkt sollte immer noch ein kleines Restspiel von ca. 1cm nach oben
    und 1 cm nach unten fühlbar sein.

    1. Soweit belasten, bis die höchste Spannung erreicht ist.
    - dazu braucht man aber einen 2. Mann (kein Fliegengewicht!)
    - bei Enduros ist das schwerer - da wird sie oft zum Ende des Federwegs wieder
    lockerer, da die Schwinge einen großen Einfederwinkel zurücklegen kann.....

    2. Kontrollieren, ob die Kette ungleichmäßig gelängt ist.
    - bei einer ungleichmäßig gelängten Kette sollte man am strammsten Punkt einstellen.

    3. Zum Prüfen, das Motorrad im Leerlauf ein paar Zentimeter rückwärts schieben.
    - beim Vorwärtsschieben ist das Spiel in der oberen Kettenhälfte !
    - beim Rückwärtsschieben ist das Spiel stets unten, wo wir es gut prüfen können.

    4. Darauf achten, daß die Radachse links und rechts genausoweit hinten (vorne) sitzt !!!
    - dies mit Markierungen oder Schieblehre prüfen (oder Laserpeiler...)

    5. Nach dem Anziehen der Achse mit Drehmoment noch einmal Endkontrolle....
    - manchmal verstellt sich Achse beim Anziehen noch mal...


    Wenn im Handbuch das Maß auf dem Seitenständer angegeben ist, funktioniert
    das genauso - nur muß man dann halt auch wirklich die 40 oder 50mm Spiel genau
    nachmessen.


    Bei der Methode "belastetes Rad" muß man nur die Logik (Mechanik) verstehen, und
    man kann jede Motorradkette, an jedem Motorrad prüfen....

    Wenn man eine Methode benutzt, ohne die wirklichen Hintergründe zu verstehen,
    ist das wie Malen nach Zahlen oder Kochen mit Tütensuppe.....


    (Fortsetzung in Teil 2.....)

    Es gibt ein Leben vor der Rente !!!

  • Teil 2 der Antwort:

    Was passiert, wenn die Kette zu stramm ist ???

    Bei einer zu strammen Kette, wird das Getriebeausgangslager zerstört !!!

    Die Getriebeausgangswelle (die, auf der das vordere Ritzel sitzt) wird so stark
    nach hinten gezerrt, daß es zum Reißen des Ölfilms im Lager kommt..... die
    Kugellagerkugeln fressen sich dann in die Lagerlauffläche ein........solange, bis
    das Lager platzt.........und die Mtallbruchstücke in die Ölwanne gelangen.....wo
    sie im Extremfall zu einem Motortotalschaden.......oder einem Sturz durch
    Blockieren des Hinterrads führt........


    Was passiert, wenn die Kette zu locker ist ???

    Bei einer zu lockeren Kette kommt es zu starken Schwingungen und starkem Verschleiß.

    Die zu lockere Kette versucht durch die Zentifugalkräfte einen möglichst großen
    Bogen zu machen. Da sie aber nie exakt gleichmäßig gelängt ist, fängt sie an zu Flattern
    und zu Schlagen. Dadurch entstehen starke Schwingungen und Geräusche und es kann
    zu Beschädigungen im Bereich der Schwinge führen (Materialabfräsung....). Auf jeden
    Fall wird der Verschleiß stark beschleunigt und es kann bis zum Reißen der Kette führen.
    Wenn eine Kette auf der Autobahn reißt, kann sie wie eine Peitsche aufs Motorgehäuse....
    schlagen und viel Schaden anrichten........bis zum Sturz.......


    Eine etwas zu lockere Kette ist immer besser, als eine etwas zu stramme !!!


    :bier Micha :yeah:

    Es gibt ein Leben vor der Rente !!!