Allgemeine Frage zu Bremsbelägen

ao6869

Hallo zusammen,

beim Durchstöbern des Forums sind mir immer einige Begriffe untergekommen zum Thema Bremsbeläge.
Es gibt wohl normale, gesinterte und auch organische.
Wenn ich das recht verstanden habe, haben Sinterbeläge eine längere Standzeit und wohl auch ein besseres Bremsverhalten (wenn man Markenware nimmt).
Was sind dann "organische" Beläge?
Auf der Seite von EBC konnte ich erahnen, dass man dort wohl "künstlichen" Asbest, also ein Fasermaterial verwendet.
Ist dem so?
Was sind denn Vor- bzw. Nachteile auch im Hinblick auf die normalen bzw. Sinterbeläge.
Das Thema ist nicht akut, ich würde nur gerne wissen, was ich dann im Fall der Fälle am sinnigsten anschaffen soll.

Viele Grüße

Andreas

Thom

Sinterbeläge sind härter und wohl häufiger in leistungsstarken Motorrädern verbaut, wo eine hohe Bremsleistung gefordert ist. Sind die Bremsscheiben nicht dafür ausgelegt, rubbeln die Ruck Zuck weg.

Kai Zen

Am sinnigsten ist es den zur Fahrweise passenden Belag zu wählen.

Meine Zuordnung ist grob:

Organisch für zurückhaltende Fahrweise und cruisen. Beläge verschleißen nicht die Scheibe und sind günstig in der Anschaffung.
Semi-Sinter bzw. Low-metallic: Braucht kein Mensch, nicht Baum, nicht Borke
Sinter mit ABE für zügigere Fahrweise und bewußten fahrdynamischen Einsatz der Bremse auch bei Nässe mit höherem Verschleiß der Bremsscheiben.
Sinter ohne ABE für sehr sportliche Fahrweise mit definierten Bremsmanövern. Höherer Verschleiß von Belag und Scheibe
Carbon Keramik nur auf der Rennstrecke von Fahrern die eine Bremse auf Temperatur halten können, nix für den Feierabendracer.

Diese grobe Zuordnung passt nur auf Markenhersteller, die das gesamte Spektrum anbieten. Ein Sinter oder Semi-Sinterbelag eines günstigen Herstellers kann ungeeigneter, also schlechter sein als manch organischer Belag.

Es geht trotz der ansteigenden Kosten nicht auschließlich um Qualität, sondern um das Einsatzgebiet.

ao6869

Danke schon mal für die ersten Antworten
Wo ordnen sich denn dann die "normalen" Beläge ein? (also weder gesintert noch organisch)
Sind das die "Semi-gesintert oder als "low-metallic" genannten?
Oder ist organisch = normal (wie z.B. bei Autos)? Da kenne ich auch nur 2 Versionen?

Viele Grüße

Andreas

philosopher

afaik: organisch = normal

ao6869

Danke

bmwbademen

Ich kann Dir nur zu Sinterbelägen raten, warum ?
Wenn Du z.B. die von Brembo nimmst so sind die etwas weicher und nutzen schneller ab wie z.B. EBC. Dafür sind sie Scheibenschonender.
Anders herum:
Um Dein Moped aus Tempo 100 abzubremsen bremst Du mit Organischen Belägen XXX Sekunden, mit Sinterbelägen ein paar Sekunden weniger.
Jetzt ist die Gretchenfrage : Was belastet die Bremsscheiben mehr, eine längerer Bremsung und eine kürzere ? Ich denke mal das hält sich locker die Waage, aber wenn ich einmal mit den Brembos rechtzeitig zum stehen gekommen bin anstatt (wenn auch nur noch im Schritttempo )in das Hindernis einzuschlagen, nehme ich einen eventuellen Mehrverbrauch der Scheiben gerne hin, die kann man neu Kaufen seine Knochen nicht.....

philosopher

Hallo Detlef,
danke für die einleuchtenden Hinweise.
Mit Belägen für die ER habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt, aber kann es sein, dass ich 3 verschiedene Sätze brauche? Vorne rechts und links unterschiedlich, hinten ganz andere?
Bei meiner Varadero waren rundum die gleichen
Gruß,
philo

Kai Zen

Nur zur Ergänzung, das muss man auch bremsen können.

Ich erlebe oft, dass Fahrer/innen gar nicht in der Lage sind das Potential der Beläge auch nur annähernd zu nutzen. Von daher kann ein normaler Belag durchaus sinnvoller sein.

Szenario: Ein ungeübte/r Fahrer/in langt in die die Eisen, die von mir für die Straße bevorzugten Brembo SA-Beläge mit ABE beißen in die Scheiben, die Traktion ist da, ABS regelt also nicht, das Hinterrad schwänzelt oder tänzelt schön. Reaktion des/der ungeübten Fahrers/in: Ach du Schreck, Bremse auf. Das war's dann mit dem Vorteil.

Dasselbe mit organischem Belag: Die Verzögerung baut sich minimal langsamer und nicht so vehement auf, die Fuhre geht in die Knie und erspart allen Beteiligten hoffentlich die Kollision ...

Ich selbst liebe Einfinger-Bremsen an MTB und Motorrad, aber das ist echt nicht jedermanns/frau Sache.

Mit den Brembo Standard-Belägen macht man sicher nichts wirklich falsch, insbesondere wenn man keine besonderen Ansprüche an die Bremse hat. Erst wenn man ErFahrung hat, kann man die Verzögerungsdiagramme zu den Belägen deuten und eine Vorauswahl treffen.

Wenn man an der Bremse nix vermisst oder einen stört, sollte man es vielleicht auch dabei belassen. Erscheint einem die Bremse zu lasch (immer mal wieder auf abgesperrten Plätzen üben) und die Bremse mit Flüssigkeit ansonsten tiptop ist, dann sind zackigere Beläge als Erstmaßnahme angesagt.

Wegen der Anschaffung der Beläge solltest Du dann jedenfalls Detlef "bmwbademen" direkt ansprechen.

SpikeZZR

schöne, nachvollziehbare Darstellungen

bmwbademen

Zitat von philosopher

Hallo Detlef,
danke für die einleuchtenden Hinweise.
Mit Belägen für die ER habe ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt, aber kann es sein, dass ich 3 verschiedene Sätze brauche? Vorne rechts und links unterschiedlich, hinten ganz andere?
Bei meiner Varadero waren rundum die gleichen
Gruß,
philo

Das stimmt, ringsherum andere

**pn77**

vorne sind die Metallplatten der Bremsbeläge nicht symmetrisch geformt. Daher benötigst du links spiegelverkehrte zu rechts. Hinten ist bei jedem Motorrad eine andere Bremse verbaut als vorne, daher auch andere Beläge.

friemelfred

Danke für den Thread und auch für die Ganzen Erklärungen

ao6869

Von mir auch
Jetzt bin ich nach diesen eingehenden Erläuterungen deutlich schlauer und werde dies bei entsprechender Gelegenheit umsetzen.
Zur Zeit ist ja eh nix mit fahren... (der Winter hätte nicht unbedingt nochmal kommen müssen...)

Viele Grüße

Andreas