Tach zusammen,
vor 2 Jahren habe ich meine (ehemalige) 6n veräussert. Da war sie 3 Jahre alt und ich war gerade einmal 6000 Km mit ihr unterwegs gewesen. Der Zufall wollte es, dass ich zum ersten Mal zu einer GPZ 500 S kam; ich war sie bis dato noch nie gefahren. Anfangs tat ich mich schwer mit diesem Modell. Zu groß war zunächst der Unterschied bei den Motoren. Vor allem das geringere Drehmoment und der rauhere Motorlauf machten mir zu schaffen.
Doch inzwischen kann ich diese 'Nachteile' verschmerzen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die ER-6 natürlich eindeutige Vorzüge besitzt, nämlich die Einspritzung, das ABS und den Kalaysator. Der Fortschritt ist eben nicht aufzuhalten.
Und dennoch muss ich sagen, dass die GPZ m.E. in der Summe ihrer Eigenschaften die bessere Maschine ist.
Gegenüber der GPZ hat Kawa bei den ER doch ziemlich den Rotstift angesetzt. Vor allem merkt man das an der Verarbeitung und am Fahrwerk. Wer die GPZ nicht kennt, wird sich über das Fahrwerk der ER sicher keine Gedanken machen. Sieht man einmal von der überdämpften Druckstufe des hinteren Federbeines ab.
Im direkten Vergleich liegen zwischen den Fahrwerken aber Welten, zugunsten der GPZ. Es mag erstaunlich klingen, aber die deutlich ältere Maschine ist in diesem wichtigen Punkt deutlich besser. Alles was die ER kann, kann die GPZ noch einmal besser. Federung, Dämpfung und Ansprechverhalten sind bei der GPZ optimal aufeinnander abgestimmt und dies sowohl im Ein- und Zweipersonenbetrieb. Durch die progressive Federung an der Schwinge ist das Fahrverhalten jederzeit hervorragend. Die GPZ ist selbst bei Topspeed spurtreu, wackelt nicht in langezogenen Kurven mit Bodenunebenheiten und ist bei allem noch komfortabel dazu. Das Fahrwerk der GPZ ist das Beste, was ich bis jetzt in meinem Motorraddasein gefahren habe. Und all dies, ohne das man irgendwo etwas ein- oder nachstellen muss.
Auch die weiteren Vorzüge dieses Modells liegen auf der Hand. Da wären die komplette Ausstattung mit übersichtlichem Cockpit und analogen Rundinstrumenten, eine wirklich schützende Halbschale, ein größerer Tank und dem von mir in allen Lebenslagen so bitter vermisste Hauptständer an der ER. Gerade letzterer lässt Wartungsarbeiten im direkten Vergleich zum Genuss werden. Aber auch bei der Beladung der Maschine ist ein solcher Ständer Gold wert.
Vielleicht noch zu den Bremsen: die Bremsen der GPZ weisen einen deutlicheren Druckpunkt auf und die erzielbare Verzögerung steht jener der ER in keinster Weise nach.
Wenn man sich die GPZ einmal genau ansieht, dann versteht man, warum Kawasaki für einen Verkaufspreis von zuletzt 4800 € nie einen wirklichen Gewinn erzielen konnte. Nicht umsonst wurde sie kurzzeitig von der ER-5 abgelöst.
Ich habe mir lange überlegt, ob ich einen solchen Beitrag hier verfassen soll. Viele von Euch werden vielleicht ihren Kopf schütteln und sich fragen, ob ich noch alle Latten am Zaun habe.
Vielleicht aber fällt es manchem leichter mich zu verstehen, wenn man weiß, dass ich 44 Jahre alt bin und seit 1985 Motorrad fahre. In diesser Zeit habe ich viele Maschinen besessen und bin noch mehr gefahren. Ich möchte also behaupten, dass ich recht viel Erfahrung besitze.
Meine Erfahrungen beruhen auf einer GPZ 500s von 1999 mit 26000 Km im Serienzustand.
Beste Grüße vom
Kawalier