Bremse schleift leicht

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  • Hallo zusammen,

    habe meine Süße eingewintert, dabei habe ich auf dem Montageständer bemerkt, dass die Bremse vorne leicht schleift (Man hört ein Geräusch beim drehen).
    Ist das normal oder muss was nachgestellt werden?
    Beim Auto hatte ich mal gehört, dass es normal ist aber würde gerne Eure Meinung und Erfahrungen hören.

    Freue mich auf Eure Antworten und Danke schon mal für die Hilfe.

    VG
    Phis

    • Offizieller Beitrag

    Das ist völlig normal.
    Die Bremsbeläge liegen bei einer Scheibenbremse ja direkt an der Scheibe an. Es gibt keine Feder (wie bei einer Trommelbremse), welche die Beläge "zurück zieht".

    Das einzige, was die Beläge etwas von der Scheibe "wegdrückt", ist das durch die Rotation beim Fahren entstehende Luftpolster. Da reden wir aber auch nur von Zehntel Millimetern.
    Im Stand bzw. beim Rangieren per Hand entsteht dieses Polster nicht - die Beläge schleifen hörbar.

  • Ist völlig normal, allerdings ist die Erklärung anders ... ;)
    Es gibt keine Feder im eigentlichen Sinn, die Beläge werden durch die elastische Verformung der Kolbendichtungen zurückgezogen. (Eigentlich nicht wirklich, es sind nur Bruchteile eines Millimeters). Es gab mal schöne Bilder in einem FAQ bei Magura, hab ich gerade nicht gefunden. Wikipedia meint: "Der Bremskolben wird von einer speziell geformten Dichtung im Bremssattel rückgestellt ."
    Schleifen tut es, weil es ein Schwimmsattel ist und kein Festsattel. Beim Festsattel werden die beiden Beläge einer Scheibe von Kolben gedrückt und eben auch zurückgezogen. Beim Schwimmsattel wird die Kraft nur auf einer Seite aufgebracht, und der Sattel ist beweglich. So ist klar, dass die Beläge nicht auf beiden Seiten zurückgezogen werden und es zwangsläufig schleift.
    Google mal Bilder zu Schwimmsattel, die sagen mehr als tausend Worte.

  • Auch der Festsattel schleift. Entscheidend ist wie stark die Beläge anliegen. Bei entlastetem Rad sollten 1,5 Umdrehungen nachlaufen. Also dem Rad Schwung geben und dann sollte es mindest 1,5 Umdrehungen nachlaufen. Ansonsten empfiehlt sich eine Reinigung des Bremssattels, die Leichtgängigkeit sollte hergestellt werden. Das ist unabhängig von Schwimm- oder Festsattel.

    Macht das Rad nur eine 1/4 oder 1/2 Umdrehung ist der Verschleiß an Belägen und Scheibe zu hoch und es besteht bei bergab Passagen die Gefahr des Fadings.

    Meine Z1000-Sättel waren diesbezüglich super, das Vorderrad lief heiß wie kalt 6 Umdrehungen nach. Mit den M4 komme ich trotz aller gezogener Register auch nur auf 1,5 Umdrehungen.

    Die Beläge müssen anliegen, damit möglichst wenig Leerweg am Bremshebel anliegt.

  • Vielen Dank für die Infos, das hilft und beruhigt mich sehr.
    Würde natürlich das gerne mit den Umdrehungen testen.
    Die Frage ist nur wieviel Schwung ;)

  • Sollte schon ein etwas kräftigerer sein der Schwung. Ist ja auch mehr unbewegliche Masse an so einer Felge als an ner Fahrradfelge.

    Trotzdem, man kann schonmal 1x jährlich die Bremssättel säubern. Es bremst sich gleich ganz anders und je länger man wartet mit dieser pflege desto mehr Bremsstaub setzt sich am Kolben und an der Dichtung fest. Das säubern wird dann immer aufwendiger und langwieriger.
    Und je besser die Kolben zurückgleiten desto besser. Klar das saubere Kolben besser gleiten als welche die ne dicke, eingebrannte Bremsstaubschicht haben

  • jppeterson:

    wie reinigst du die bremsen ?

    baust du sie auseinander, oder einfach mit spray und druckluft?

    grüsse

    thomas

  • Du schraubst die Sättel ab

    Beläge aus dem Sattel nehmen, denn mit Bremsenreiniger und einer weichen !!! Zahnbürste den Sattel, Haltestift und Kolben säubern. Aufpassen das du die Kolbenoberfläche nicht zerkratzt. Daher möglichst eine weiche Bürste zur Kolbenreinigung nutzen. Mit alten Tüchern sauber wischen.
    Wenn der soweit wieder schick aussieht ziehst du ganz leicht am Bremshebel das die Kolben 1 mm rauskommen (bitte nur leicht und vorsichtig. Wenn die Kolben nämlich rausfallen aus dem Sattel hast du erst ein richtiges Problem ;) )

    Dann säuberst du den unteren Teil des Kolbens der quasi durch die Dichtung verdeckt war.
    Dann mittels Bremsenrücksteller oder dem wieder eingelegten Bremsbelag die Kolben gleichmäßig wieder in den Sattel drücken.
    Keramikpaste oder Kupferpaste auf die Rückseite des Bremsbelages und wieder zusammenbauen.
    Auf richtiges Drehmoment achten beim anziehen der Schrauben am Sattel (32, 34 oder 36 nm, müsste ich selber nochmal nachschauen, ich zieh mit 36 nm an, passt immer)

    Fertig
    Eigentlich recht simpel zu erledigen

    Nach Jahren der Nutzung kann auch mal eine Revision anliegen. Dafür muss man dann den Sattel auseinander bauen, Gummidichtungen etc. erneuern. Alleine eine eingerissene und spröde Dichtlippe kann sehr viel ausmachen beim Bremsen.
    Dafür sollte man aber auch selber die Bremsanlage vernünftig entlüften können. Sowas empfiehlt sich dann mit jemanden das Durchzuführen der sowas schonmal gemacht hat.

    Mit Druckluft kannst du nix machen, ebenso wenig einfach Bremsenreiniger auf die Scheibe und Sattel sprühen. Der Bremsenstaub der sich festgesetzt und eingebrannt hat kommt nur mit richtiger Reinigung weg

    2 Mal editiert, zuletzt von JPPeterson (16. November 2015 um 16:53)

  • Eine kleine Empfehlung hätte ich dazu noch:
    Besser keinen Bremsenreiniger auf Bremskolben und ungeschützte Führungsstifte. Die Schmiermittel verhärten unter der Einwirkung, der Sattel wird (noch) schwergängiger.

    Sehr gute Erfahrungen habe ich mit der Empfehlung gemacht, den Sattel insbesondere die Bremskolben mit reichlich Silikonspray zu reinigen. Das hat natürlich nix auf der Bremsscheibe oder den Bremsbelägen zu suchen. Der demontierte Sattel lässt sich mit ausgebauten Belägen prima mit Silikonspray abduschen und einer Zahnbürste reinigen. Normalerweise sollte dann auch keine Paste für die Rückseite des Belages notwendig sein.

  • Hast du ein explizites Silikonspray welches du nutzt?
    Marke?

    Silikonspray zum Reinigen hab ich noch nie gehört. Aber interessant und einleuchtend. Ist eh demnächst mal wieder dran :yeah:

    Wobei, ich glaub wir hatten da mal drüber gesprochen bei deinem upgrade der Titankolben ?(

    Einmal editiert, zuletzt von JPPeterson (16. November 2015 um 18:02)

    • Offizieller Beitrag

    Auf richtiges Drehmoment achten beim anziehen der Schrauben am Sattel (32, 34 oder 36 nm, müsste ich selber nochmal nachschauen, ich zieh mit 36 nm an, passt immer)

    Vorsicht!!! Bremssattelschrauben max. 25Nm!
    36 Nm sind für eine M8-Schraubve viel zu viel - es sei denn, Kawa hat hier 10.9 Schrauben verbaut - glaub ich allerdings nicht.

    Für Stahlschrauben 8.8 gelten folgende Anzugsmomente:

    M5 -> 6 Nm
    M6 -> 11 Nm
    M8 -> 27 Nm
    M10 -> 54 Nm
    M12 -> 93 Nm

  • Ich mach mal nen copy&paste aus dem Kawasaki Werkstatthandbuch für die EX650E.

    front caliper mounting bolts = Bremssattelschrauben vorne = 34 nm
    rear caliper mounting bolts = Bremssattelschrauben hinten = 25 nm

    Zum lösen meiner Bolzen vorne brauche ich ne 10er Nuss. :floet

    • Offizieller Beitrag

    Font Caliper Mounting Bolts = 34Nm

    Nix für ungut Micha, ich kenne das Handbuch - kann mich aber nicht erinnern, dass die vorderen Schrauben M10 sein sollen. Irre ich da? Für eine übliche M8-Schraube (8.8 ) sind 34 Nm jedenfalls defintiv zu viel. Wenn auf den Schrauben kein anderer Festigkeitswert angegeben ist, muss man wohl von 8.8 ausgehen.

    Zum lösen meiner Bolzen vorne brauche ich ne 10er Nuss. :floet

    Ausgehend von Außensechskant entspicht SW 10 ja nur einer M6-Schraube... ?(
    Naja, meine Versys ist ja nun schon 'ne Weile weg... hab ich wohl alles vergessen :whistling:

    Seltsam ist das schon...
    Aber bei Honda ist das auch nicht anders. Da sollen z.B. die Muttern vom Kettenblatt mit 108 Nm angezogen werden - die sind aber nur M12, da ist bei etwas über 90 Nm Schluß.

    Ich ziehe Schrauben maximal nur mit dem Wert entsprechend ihrer Größe und Festigkeit an. Was im Handbuch steht ist mir dabei egal - es sei denn, der Wert ist geringer, wie z.B. bei der Hinterachsmutter.

  • vielen dank für all die infos.
    hat sich gerade mehr als 100mal gelohnt sich her anzumelden.

    top

    grüsse

    thomas

    Einmal editiert, zuletzt von pino (17. November 2015 um 08:08)