Ok, nennen wir es eben "normale" oder "herkömmliche" Telegabel.
Dennoch ist das Federverhalten nicht vregleichbar, da bei einer USD-Gabel die ungefederten Massen geringer sind, was sich positiv auf das Fahrverhalten auswirkt.
Hallo Jan,
Deine Aussage ist theoretisch schon richtig. Weil natürlich auch eine einprozentige Verbesserung de facto eine Verbesserung ist. Aber dann mach doch mal eine Aufstellung, um wie viel Prozent sich die ungefederten Massen wirklich verringern. Und dann wirst Du feststellen, dass man das bei so einem Brot-und-Butter-Motorrad schon rein rechnerisch kaum merkt und im Fahrbetrieb noch weniger davon ankommt. Bei den USD-Gabeln für "normale" Motorräder ist es doch ähnlich wie mit den radial befestigten Bremssätteln: im Rennbetrieb gut, weil leicht (mit einfachen Distanzstücken) auf unterschiedliche Bremsscheibendurchmesser anzupassen, für den Straßenbetrieb praktisch vernachlässigbare Vorteile. Also mehr Marketing-Gemache als technische Notwendigkeit. Außerdem wird die Gabel für eine 135 PS-Karre, die fast 30 kg schwerer ist und für´s Reisen auch mit Gepäck und Sozius gedacht ist (die Z 1000 SX), schwerer sein als notwendig für eine "Mofa" wie die ER-6, also insgesamt etwas überdimensioniert. Womöglich wären damit die ungefederten Massen sogar noch höher als mit der originalen Gabel.
Wenn es nach Deiner Logik ginge, dann hätte selbst die alte 955er Speed-Triple ja eine gute Gabel haben müssen, die war auch eine USD-Gabel. Allerdings mies abgestimmt. So what? Also lieber eine gut abgestimmte RSU-Gabel als eine schlechte USD-Gabel.
Die "MOTORRAD" schrieb mal in einem Fahrbericht über die Z 1000 SX auch etwas über den hauptsächlichen Teilespender Z 1000: "Ein ebenso ehrlicher Z 1000-Fahrer wird nämlich auf Nachfrage meist
gequält eingestehen, dass ein wenig Windschutz bei hohem Autobahntempo
nicht schaden könne, und dass die äußerst straffe Abstimmung der
Federelemente auf drittklassigen Holpersträßchen schnell zu
lästig-bockigem Fahrverhalten führt, inklusive stuckriger Gabel und
störrischem Einlenken." Auch dieses Beispiel zeigt m.M.n. deutlich, dass es wichtiger ist, was man aus einer Sache macht.
Allerdings muss ich natürlich auch sagen, dass durchschnittlich sicherlich etwas mehr teuere Technik in die Innereien der USD-Gabeln investiert wird als in die RSU-Gabeln (siehe oben Marketing). Denn DAS ist, was eine Gabel gut oder schlecht macht. Wenn wir von richtiger Renntechnik sprechen, geht es natürlich immer um die letzten erreichbaren Prozentpunkte, dann ist eine USD-Gabel aber nicht nur wegen der verringerten ungefederten Massen besser, sondern auch, weil ihre Bauweise mit dem sich daraus ergebenden Steifigkeitsverlauf besser zu den eingeleiteten Kräften und den sich daraus ergebenden Biegemomenten passt.
In ein Motorrad der Kategorie, in der die ER-6 mitfährt, sollte man keine Unsummen für z.B. den Umbau auf eine USD-Gabel investieren. Da ist es unter pragmatischen Gesichtspunkten einfacher und billiger, etwas "Besseres" gebraucht zu kaufen.
Schönes Wochenende
Dirk