Hallo zusammen,
wollte mich kurz vorstellen. Habe den Namen H-AJ gewählt, da ich mit diesem auch in anderen Motorradforen aktiv war oder noch angemeldet bin und man mich so wiedererkennen kann. HAJ ist die Abkürzung für den Flughafen Hannover auf Langenhagener Gebiet und genau dort, in Langenhagen, habe ich maßgeblich Motorradfahren gelernt und auch in 2009 meine Prüfung gemacht. Das Fahrschulmotorrad war gerade volljährig geworden und das erste Motorrad meines Fahrlehrers gewesen, der etwas jünger war als ich selbst 
Bis dahin hatte ich zwar einen Autoführerschein, bin jedoch so gut wie nie mit einem Auto gefahren, sondern stets mit dem Fahrrad oder Bus und Bahn.
Mein erstes Motorrad ist eine Ninja 250R, die damals ein eigenes Forum in der Schweiz bekam, welches wohl inzwischen komplett aufgelöst wurde. Die Ninja 250R lag damals nicht sehr hoch im Kurs, weil sie als "zu langsam" und quasi als Mogelpackung unter den Ninjas gesehen wurde. Für mich war sie der Anlass, überhaupt endlich (!) Motorradfahren zu lernen. Niemand hatte gedacht, dass sie eine Entwicklung einleiten würde, in der mehr und mehr "kleine" Motorräder Käufer finden könnten. Alle strebten nach 1000ern und Geschwindigkeiten bis oder über 300 km/h. Für mich jedoch grenzte alles an Geschwindigkeitsrausch, was jenseits der üblichen Fahrradgeschwindigkeit von bis zu 25 km/h lag... Ich musste echt üben!
Einige Jahre später kam dann eine Suzuki GSX-R 600 dazu, mit der ich erste Rennstreckenerfahrungen in Krabbelgruppen sammelte - natürlich mit Straßenreifen. Die vielen Trainings kamen mir jedoch zu Gute als ich dann beständig und bei jedem Wetter die Distanz zwischen meinem Wohnort Hannover und meinen Eltern im Kreis Gütersloh bestreiten musste. An einem besonders guten Tag dachte ich sogar, dass die Gixxe einen Defekt haben musste. Ich lag wie üblich auf der linken Spur, Gas auf und plötzlich kam nichts mehr! Himmel: Motorrad kaputt?! - Vor Schreck ließ ich den Gasgriff los und schaute aufs Tacho. 245. Okay, nicht kaputt. Sie fährt "nur" 260. Gnädigerweise habe ich den Sportwagen, den ich im Schlepptau hatte, dann bei 240 vorbeigewunken. Er schaffte es und fuhr fortan vor mir, um die Bahn frei zu räumen.
Wenn man bedenkt, dass ich Suzi schon nach 1500 km wieder verkaufen wollte, weil sie mir einfach zu laut war, grenzt es schon an ein Wunder, dass ich sie bisher 37500 km gefahren habe. Dann jedoch - vor kurzer Zeit - zog ich in den Kreis Güterloh um. Zwar muss ich die Strecke bis nach Hannover immer noch oft zurücklegen, aber es sind zumindest keine Rennen mehr, weil mich irgendein Arzt herbei zitiert, da es einem meiner Elternteile sehr schlecht geht und eine Entscheidung ansteht. Deswegen kann ich es nun etwas enspannter angehen lassen. Aber das ist leichter gesagt als getan!
Wenn Du einmal daran gewöhnt bist, eine Strecke in Bestzeit zu fahren... dann scheine zumindest ich das nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen. Erscheint das entsprechende Verkehrzeichen, gibt es kein Halten mehr. Das das ziemlich unsinnig ist, weiß ich schon. Aber warum unter den eigenen Möglichkeiten bleiben, wenn es schon einmal erlaubt ist?!
So geschah es also vor ca. vier (?) Wochen im beschaulichen Land der geraden Kurven, dem Münsterland. Um mich wieder einzufahren (ein Jahr fast nicht gefahren) machte ich eine erste Schnupperfahrt im neuen Terrain mit Suzi. Es dauerte nicht besonders lange und die vielen Landstraßenschilder hatten auf mich eine Art "negative Wirkung". Im Norden von Hannover stehen Schilder, wo es notwendig ist. Im Münsterland (Kreis Coesfeld) stehen Schilder je nach Bedürfnis des jeweiligen Anwohners. 200 Meter 50, 300 Meter 100, dann 400 Meter 70, ein riesiger Warnhinweis für eine Kurve, die nicht existent ist und dann noch weitere Highlights wie kaputte Fahrbahnen oder querende Dinge. Ich war so langsam fix und fertig und hochgradig genervt. Es mag sein, dass es irgendwo motorradtaugliche Straßen gibt, ich habe sie noch nicht gefunden. Es waren allesamt Trödelwege ohne Ende.
Als absoluten Höhepunkt erreichte ich dann eine Straße, die den Charakter von Oschersleben hatte. Vor mir fünf Autos, eins langsamer als das andere - aber um ehrlich zu sein, ich hatte keine Ahnung, ob hier nun 70 oder 100 gefahren werden musste. Ich war es leid und kroch einfach hinterher. In diesem Moment kommt von links ein Sportwagen neben mir hergeschossen, den ich gedanklich ob der großen Anstrengung des beschaulichen Fahrens mit der Rennsemmel völlig verpasst hatte. Da ich nicht gesehen hatte, was für einer es war, ebenfalls links raus unter hinterher! Erstes Auto, zweites Auto, drittes Auto, viertes Auto - aargh - Blitzer!!! Ich legte die Bremsung meines Lebens hin, runter von ca. 180 km/h und mit 66 an dem Apparat vorbei. Hübsch eingereiht, noch ein Auto vor mir, was ich dann separat überholt habe. Das Sportwagen-Modell konnte ich dann nicht identifizieren, aber es gefiel mir nicht.
Zu Hause machte ich mich erstmal wieder mit den technischen Daten meiner Suzi vertraut. Tatsächlich hatte ich beim letzen Mal in der Werkstatt darum gebeten, die abgenutzten Standard-Bremsbeläge durch Sinter zu ersetzen. Ich kann sie allen nur wärmsten empfehlen. Suzi hat noch nie so schnell gebremst wie vor diesem Blitzer und die betroffenen Autofahrer hatten zu Hause so bestimmt auch etwas zu erzählen, ob der stuntreifen Einlage. Mich selbst hätte wirklich interessiert, wieviele Meter ich überhaupt gebraucht habe.
Soweit die Heldengeschichte, die mir allerdings zu denken gab: "So kann das mit mir nicht weitergehen.", war die glasklare Erkenntnis als ich den Sportwagen eingeholt hatte. Ich bin offenkundig nicht in der Lage auf diesem Motorrad die erlaubten Geschwindigkeiten auch nur ansatzweise einzuhalten, wenn die Straßencharakteristik eine andere ist. Und das in meinem Alter! Und das in Anbetracht des letzten Busgeldbescheides und der erworbenen Sterne, sorry - Punkte.
Suzi war fortan tabu. Ich fuhr also mit der Ninja 250R einige "guided tours" durchs Sauerland mit, was mich davor bewahrte wieder in irgendwelche Blitzer zu geraten. Die hiesigen Herren haben wirklich Ahnung, von der Straßenverkehrsordnung und da eigentlich alle schneller sind, wenn Du mit 34 PS fährst, bin zumindest ich immer im Racing Modus ohne dass es allzu schlimm wird. So redeten die Herren mit Engelszungen auf mich ein, mir doch vielleicht ein tourentaugliches Motorrad zu holen.
Tatsächlich ist Suzi im normalen Verkehrsgeschehen für mich schwer zu bewegen. Sie ist und bleibt eine Rennsemmel. Du denkst die Kurve und sie macht den Rest von alleine, aber das ändert nichts daran, dass sie für mich Zwerg eigentlich zu groß ist, um ständig mit ihr vor Ampeln zu stehen. Dazu kommt ihr LKW-ähnlicher Wendekreis. Also habe ich mal ein wenig nach Internet-Motorrädern geschaut. Wieviele kosten denn die alten verdächtigen ER6-Modelle? - Ach, die gibt es jetzt auch im Ninja-Design? - Interessant!
Seit gestern nun bin ich stolze Besitzerin einer fast neuen Ninja 650, Ausgabe 2023 und somit bin ich nun in diesem Forum gelandet! Ich habe aus purem Pflichtbewußtsein Suzi schon zum Verkauf eingestellt, aber insgeheim hoffe ich natürlich, dass sie niemand haben will 
Hinzufügen möchte ich noch, dass mir der Kawa-Händler vor Jahren selbst keine 650er verkaufen mochte: "Mit der wird Dir bestimmt langweilig.", waren seine Worte. Das werde ich nun also testen und hoffe, in wenigen Tagen, bei kühlerem Wetter, die 1000 km-Marke zu knacken.
Viele Grüße
H-AJ
Eigentlich bin ich immer nur gefahren und halte nur für Pipi oder Tanken! - Ich muss erstmal schauen, wie ich da hinkomme 
Hab noch keine Vorstellung davon, wie ich mein Navi irgendwie an der Stelle so fest bekomme, wie ich es haben möchte (nämlich direkt zwischen den beiden Lenkern auf der hübschen breiten "Stange"). Schön, dass es hier auch Menschen aus OWL gibt!!