Erna Gebrauchtkauf - 50.000km - habe ich damit noch lange Spaß?

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  • Hallo liebes Forum,

    (mein konkretes Anliegen & meine konkreten Fragen stehen etwas weiter unten ...)

    - - - zu mir und meinen Vorstellungen - - -

    da dies mein erster Beitrag ist, kurz zu mir: Ich bin Piet und wohne im Norden, genauer gesagt in Hamburg. Ich habe seit letztem Jahr (Sept. 2019) meinen A-Führerschein und darf mit meinen 31 Jahren also sofort offen fahren. :cool

    Da ich momentan kein hohes Budget zur Verfügung habe und gleichzeitig einen guten Kompromiss aus Spaß, Handling und Vielseitigkeit suche, bin ich natürlich nach Recherche und Probefahrten relativ schnell bei einer überschaubaren Menge an Modellen der Japaner hängengeblieben.

    Die ER-6N scheint mir am ehesten das zu sein, was ich suche. Design ist mir nicht das Wichtigste. Vor allem möchte ich ein Motorrad, das mir als Anfänger ein gutes, sicheres Gefühl vermittelt, das sauber läuft und nicht zickig ist. Die Technik sollte solide und langlebig sein und so "verständlich", dass man perspektivisch kleinere Sachen auch mal selbst schrauben und umbauen kann. Und schließlich sollte das Motorrad eine gewisse Vielseitigkeit mitbringen, damit ich nun in den ersten Jahren ausprobieren kann, was mir am meisten liegt; damit meine ich: Es sollte sich auf der Landstraße sowohl gemütlich als auch etwas spritziger fahren lassen, es sollte im engen Stadtverkehr bei stop&go nicht zu anstrengend/schwerfällig sein und es sollte auch möglich sein, mal mit Gepäck einen kleinen Urlaub zu meistern (da rede ich jetzt eher von 5 Tagen in Dänemark als von 3 Monaten in der Mongolei).

    Dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt, ist mir selbst als Anfänger natürlich klar. Aber die Erna scheint mir doch – nach langer Recherche im Netz und insbesondere hier im Forum – durchaus flexibel und vielseitig zu sein, eigentlich perfekt. Und für meine 182cm scheint sie ja auch noch so gerade in Ordnung zu gehen.

    Das war jetzt eigentlich eine sehr lange Vorrede für meine Fragen, nichts für Ungut... :freak

    - - - zu meinem konkreten Anliegen/meinen Fragen - - -

    Ich habe momentan eine ER-6N bei einem Händler im Blick. Zustand scheint laut Beschreibung und Bildern wirklich sehr gut zu sein. Sie ist wohl unfallfrei, wurde technisch neu durchgesehen, kommt aus 1. Hand. Hat eine Bagster Sitzbank und einen IXIL Sportauspuff. EZ 2006.

    Soweit so gut. Aber, sie hat schon stolze 49.500km bei einem Preis von knapp 2.800€. Probegefahren bin ich noch nicht (das ist natürlich selbstverständlich vor einem Kauf), weil ich mir doch unsicher bin, ob so eine Laufleistung für eine Erna ein K.O.-Kriterium ist.

    Käme für euch ein Kauf bei fast 50k km überhaupt in Frage? Soweit ich gelesen habe wäre im Speziellen danach zu fragen, ob das Ventilspiel bei 48k km überprüft/eingestellt wurde, richtig? Auch die Kette sollte natürlich mal gemacht worden sein und dass die Reifen nicht zu alt sein sollten, ist auch klar. Aber habe ich mit einem 50k-km-Moped noch ein paar Jahre Spaß? Worauf wäre eurer Meinung nach im Speziellen zu achten? Ist das Angebot mit diesen Eckdaten in Ordnung/gut/überteuert?

    Ich würde mich riesig über ein paar Rückmeldungen freuen. Aber auch davon abgesehen: Ein schönes Forum habt ihr hier... :super

    Viele Grüße,

    Piet

    Einmal editiert, zuletzt von PietNorden (12. April 2020 um 16:37)

  • Moin Piet,

    mich würde die Laufleistung persönlich nicht abschrecken. Wichtig wäre zu wissen, ob Ölverbrauch o.ä. vorliegt. Bei 40.000 war meine Zylinderkopfdichtung sowie bei 50.000 eine Ventilschaftdichtung durch, das mag aber vielleicht auch an der sehr hohen Belastungen des Motors bei mir liegen. :floet


    Ein Kollege von mir hat seinen Versys-Motor jetzt nach 120.000 km beerdigen müssen, da das Getriebe den Geist aufgegeben hat. Sind also im Normalfall brutal standfest die Teile.

    Deswegen: auf das Gefühl beim Schalten achten! Wenn Gänge während der Fahrt rausfliegen oder nicht richtig reingehen würde ich die Finger davon lassen.

    Ansonsten sind die Motoren eigentlich sehr robust, solange regelmäßig das Ventilspiel eingestellt wird. Meine Empfehlung wäre sogar alle 24.000-36.000 km anstatt die 48.000 die Kawa vorschreibt, aber das ist immer eine Frage des Budgets und der Gashand des Fahrers.

    Wenn der Karren Abs hat, unbedingt ausprobieren! Der Abs-Block der ersten Baureihe ist Recht fehleranfällig. Meistens zeigt sich das dadurch, dass das Hinterrad trotz Abs blockiert.

    2800€ empfinde ich aber für eine 2006er mit der Laufleistung als recht teuer, bei 3000€ fangen teilweise schon einige der C-Modelle von 2009 an. Die sehen meiner Meinung nach eine ganze Ecke schicker aus :irre: Sind dann aber meistens aus privater Hand zu verkaufen, deswegen keine Garantie o.ä...

  • Hallo Piet,

    auch ich habe eine Maschine gesucht, die zuverlässig, leicht zu händeln, ansprechende Fahrleistungen (keine 4 Sekunden von 0 auf 100, Topspeed 200 km/h), preisgünstig im Unterhalt und endlich mal ABS hat. Als Limit habe ich mir 3000€ gesetzt. Nachdem ich im Dezember ´19 meine Yamaha XJ 900 Diversion verkauft hatte, habe ich etliche Händler in S/H abgegrast und etliche Privatanzeigen durchstöbert. An der Nordseeküste bin ich dann fündig geworden. Mich hat zunächst die Pearl Wildfire Orange Lackierung angesprochen. Bei Sonnenlicht ist die Farbe der Hammer. Dann habe ich mich näher mit der ER6n beschäftigt. Seit dem 14/3/20 fahre ich eine Erna Bj. 2007. Sie hatte 21000 km gelaufen und war seit der EZ auf 34 PS gedrosselt (keine Fahrschulmaschine, 3 Vorhalter). Es wurde eine komplette Inspektion (Bremsflüssigkeit/Öl u. Filter, Kerzen, Luftfilter, HU incl. Entfernung des Drosselsatzes) durchgeführt. Spiegel, Griffe, Lenkerenden, Gabelbrücke und Hinterradabdeckung wurden angebaut. Bereifung/Kette/Ritzel Top. Sturzbügel und Ganganzeige waren verbaut. Ich habe der Erna noch eine veredelte Sitzbank spendiert.

    Bezahlt habe ich 2800€ incl. 1 Jahr Gewährleistung (ohne die genannten Anbauten). Den Preis fand ich fair. Da die beiden Seitenteile rechts leichte Schrammen hatten, habe ich bei Ebay Kleinanzeigen noch mal 100 € für zwei Seitenteile ohne Beschädigungen investiert. Nun steht sie gut da. Bisher habe ich knapp 1000 km ihn Probleme abgerissen :daumenhoch:

    Einmal editiert, zuletzt von Bredi (12. April 2020 um 19:15)

  • Guten Abend,

    vielen Dank für die Antworten!

    Zunächst: Ja, es scheint sich schon wieder zu bestätigen, dass die ER-6n grundsätzlich ein ziemlich heißer Kandidat für mich ist.

    ABS hat sie, ja, für mich auch ein Must-Have. Darum dachte ich mir, geht der Preis trotz 2006er-Modell – gerade auch in Verbindung mit der Bagster-Sitzbank (wie gesagt, ich bin 182cm) – noch gerade so in Ordnung. Achso, verstellbare V-Trec Hebel sind auch verbaut.

    Nur halt die Kilometerzahl...

    Für mich wäre ein Kauf vom Händler um einiges angenehmer. Vertrauenswürdigkeit, Gewährleistung usw. Der Händler ist außerdem bei mir um die Ecke. Mein Budget ist leider wirklich sehr begrenzt, 3.000€ momentan absolute Schmerzgrenze, besser drunter. Das ist nicht viel, ich weiß...

    Nun lese ich direkt ( Arcantor ) bzw. indirekt ( @Bredi ) raus, dass der Preis von 2.800€ bei der Laufleistung euer Meinung nach etwas zu hoch ausfällt. Und wenn dann offenbar in dem Baujahr die Elektronik noch zu viele Kinderkrankheiten hat ( Road To Nowhere ), dann werde ich mir natürlich trotz guten Zustands immer unsicherer. Gerade der Elektronikkram ist ja auch etwas, das man in diesem Sinne nicht bei der Probefahrt überprüfen kann, sondern es scheint dann (gerade bei dem Alter und der Laufleistung) ein gewisses Glücksspiel zu sein. Und wenn dann insbesondere das ABS noch, wie von mehreren von euch erwähnt, in der 2006er Reihe anfällig ist...

    Aber vielleicht sollte ich dennoch einfach eine Probefahrt machen und nach den angesprochenen Anfälligkeiten fragen. Wobei ... was Händler-Probefahrten angeht natürlich ohnehin gerade Corona wahrscheinlich einen Strich durch die Rechnung macht... :irre

  • Ich persönlich würde versuchen den Händler auf 2400€ zu drücken. Dann hast du erstmal Gewährleistung und für den Notfall ein bisschen Geld für Ersatzteile, falls nach der Gewährleistungszeit was sein sollte. Bei der ER6 ist die Gebrauchtteile-Versorgung unglaublich gut, und die meisten Sachen kann man mit einem Knarrenkasten, ein bisschen Geschick und Werkstatthandbuch auch selber erledigen, wenn was kaputt geht.

    Ich habe bei Kleinanzeigen in ganz Deutschland mindestens 20 Fahrzeuge der ersten Baureihe mit Abs unter 20.000 km für weniger als 3000€ gefunden, aber leider großteilig aus privater Hand. Da hat man dann eben keine Gewährleistung, dafür aber einen viel jüngeren Motor. Ich kann es aber verstehen, wenn du bei einem Händler kaufen willst, da hat man definitiv mehr Sicherheit.


    Um dir eine Relation zu geben, ich habe damals meine ER6f ABS 2008, unfallfrei, mit Hurric Sportauspuff und 14.000 km auf der Uhr, aus privater Hand für 3000€ bekommen. Deswegen bin ich bei dem Preis von deinem Händler nicht so ganz überzeugt, weil preis-leistung in meinen Augen da nicht so ganz stimmt :floet

    Einmal editiert, zuletzt von Arcantor (13. April 2020 um 02:26)

  • Danke erneut für die zügige und ausführliche Antwort.

    Ja, kann bei dem Vergleich – zur persönlichen Erfahrung und zur deutschlandweiten Preislage – absolut verstehen, dass der Händlerpreis in meinem Fall etwas hoch erscheint.

    Natürlich habe ich meine Suche auch um Hamburg herum ausgeweitet, aber ich habe das Gefühl, dass die Preise hier im Raum und recht weit drumherum hoch sind. Mangels Auto ist leider kein großer Radius möglich, da sich eine Ersparnis beim Kaufpreis durch Fahrtkosten (evtl. zu unterschiedlichen Probefahrten) schnell wieder relativiert... Naja, und dass ich nun mit Saisonstart Anfang April den schlechtesten Zeitpunkt für einen Kauf erwische, ist auch klar. (Leider ging es gesundheitlich nicht zum Ende der letzten Saison... :wand)

    Aus privater Hand würde ich nur kaufen, wenn Vertrauenswürdigkeit+Preis top sind. Mir als Anfänger gibt nach viel Abwägung die Vorstellung einer 12-Monats-Gewährleistung und eines direkten Ansprechpartners, wenn was ist, ein gutes und sicheres Gefühl, das mir trotz geringen Budgets auch was wert wäre. Das wird in fünf Jahren hoffentlich anders sein mit mehr Fahr- und Schraubererfahrung...

    Also: Ich merke, dass es nicht DAS perfekte Angebot ist, dass aber die Laufleistung grundsätzlich von euch nicht als K.O.-Kriterium eingeschätzt wird, sondern es eher gewisse Kinderkrankheiten der 2006er Baureihe sind, die zu beachten wären, und dass ich mir (deswegen) bewusst sein müsste, dass der Preis kein Geschenk ist. Bedeutet für mich nun dennoch: Eine unverbindliche Probefahrt mit gebändigtem inneren Kaufdrang kann zumindest nicht schaden...

    Noch eine Frage: Die Maschine hat HU nur bis 9/2020, also noch weniger als ein halbes Jahr. Sollte mich das, trotz Händler, skeptisch machen?

  • Klar, ich würde die Probefahrt auf jeden Fall machen! Einfach, um ein Gefühl für die er6 zu kriegen.

    Skeptisch wäre ich da nicht, wenn die Verschleißteile noch in Ordnung sind.

    Die ER6 machen nur bei der Abgasuntersuchung ab und zu Probleme, das kommt aber meistens daher, dass der Kat nicht auf Betriebstemperatur ist. Ansonsten vielleicht mit dem Händler verhandeln, dass er den Karren vor dem Verkauf neu Tüvt. Da spart man dann ja noch bares Geld :irre: