Gabel ausbauen und Lenkkopflager wechseln

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  • Hi there!

    Das Lenkkopflager meiner 2007er ER6f zeigte erste Verschleißerscheinungen, daher habe ich es getauscht und dabei ein paar Bilder gemacht.

    Vielleicht hilft es ja zukünftigen Generationen ;)

    Wenn man das passende Werkzeug hat, kommt man mit einem gemütlichen Nachmittag hin (2-3h). Stellt sich irgendwas quer, dauert sowas gern doppelt so lang wie nötig. Wenn die Lagerschalen eingeklebt werden sollen, muss der Kleber über Nacht trocknen.

    Was braucht man?

    -ein neues Lenkkopflager (2 Mal Kegelrollenlager 35x55x14 als Satz mit Staubkappen zB SSK-907 oder AllBalls 221031)

    -Steckschlüsselsatz und Schraubendreher (Standardausrüstung)

    -große Inbusschlüssel (10, 12 & 14 mm...als Steckschlüssel passend zum großen Drehmomentschlüssel)

    -Drehmomentschlüssel (klein & groß)

    -Hammer & Meißel (besser: Lageraustreiber/-Eintreiber)

    -Sägeböcke/Stellböcke, Holzbohle und Spanngurte - Montageständer vorn/hinten sind auch von Vorteil

    -Hakenschlüssel oder Steckschlüsselaufsatz für Kronenmuttern

    -Lagerfett

    -Hölzer zum Unterlegen

    -(50 mm Fächerschleifer, 120er Körnung, Loctite 638)

    Los gehts.

    Wenn man keinen Zentralständer hat, muss man sich anders behelfen, das Vorderrad zu entlasten.

    Ich habe die Maschine am Hauptrahmen aufgehangen.

    Dazu muss der Tank runter:

    Sitzbank abnehmen, Verkleidungen lösen, Tankhalterung lösen.

    1 Tank runter.jpg2 Tank runter.jpg

    DenTank hinten anheben, Holz dazwischen packen und auf der linken Seite Wasserablaufschlauch und Stecker der Benzinpumpe abziehen. Rechts den Benzinschauch abziehen. Dazu erst den roten Sicherungsclip zur Seite schieben und dann den Schlauch abziehen. Da kommt ein wenig Sprit aus der Leitung, also Lappen bereithalten.

    3a Tank runter.jpg3b Tank runter.jpg3c Tank runter.jpg

    Der Tank kann jetzt nach hinten abgenommen werden.

    4 Tank ist runter.jpgHier sieht man links den Wasserablaufschlauch und weiter unten im Bild den hellen Stecker der Benzinpumpe.

    Bevor die Maschine aufgehangen wird, sollte man die strammen Verschraubungen lösen (Vorderradklemmschraube (10 mm Inbus), Vorderradachse (14 mm Inbus), Bremssättel (12mm Stecknuss) und Steuerkopfschraube (12mm Inbus)).

    Ich habe dafür einen Mehrzweckadapter:

    6 Verschraubungen lösen.jpg5 Verschraubungen lösen.jpg

    lefty loosey, righty tighty

    Einmal editiert, zuletzt von lord schorsch (23. April 2019 um 11:40)

  • Um an die Steuerkopfschraube zu kommen, muss der Lenkerhalter runter.

    Dazu einfach die 4 Schrauben lösen und die Platte abnehmen. Den Lenker habe ich nur vor der Brücke abgelegt.

    8a Steuerkopf.jpgDiese Schraube hat es in sich: 108Nm...da musste der Schlagschrauber ran.

    Hat man die Steuerkopfschraube bezwungen, muss man den Stecker des Zündschlosses abziehen, eine Klemmschelle lösen und einen Kabelbinder aufzwicken, um die Brücke abnehmen zu können. Vorher die oberen Gabelklemmungen lösen.

    8b Steuerkopf.jpg

    (im Bild oberhalb des linken Tankgummies sieht man die Schraube, die den Bügel fixiert, der die Kabel zum Zündschlossstecker fixiert)

    Nun kann das Moped aufgehangen werden.

    Ich habe dafür 2 Stellböcke/Sägeböcke, eine große Holzbohle und 2 Spanngurte benutzt. Dabei auf deren Tragfähigkeit achten.

    Wer einen Frontheber hat, spart sich das Motorrad an den Spanngurten hochziehen zu müssen und ein Montageständer hinten stabilisiert ungemein.

    Sind die Spanngurte durch den Rahmen gezogen und festgezurrt, kann der Frontheber raus und die Maschine schwebt.

    Bei einem Frontheber, der ins Gabeljoch greift, können vorher Vorderrad und Gabelholme raus.

    9a Motorrad aufhängen.jpg9b Motorrad aufhängen.jpg9c Motorrad aufhängen.jpg

    Zum Vorderradausbau einfach die bereits gelösten Bremssättel abnehmen und ablegen (oder an einem Draht irgendwo an der Maschine aufhängen - die sollten nicht an ihrer Leitung baumeln), Steckachse komplett herrausschrauben und schon ist das Rad frei.

    Der Fender ist mit 4 Schrauben befestigt. Ist die obere Brücke schon runter, hält die Gabel noch an der unteren Brücke mit je 2 Schrauben pro Holm. Löst man die, kann der Holm nach unten aus der Brücke geführt werden.

    Nun sind wir endlich an der Wurzel des Übels angelangt.

    Um die untere Brücke abnehmen zu können, muss die nach oben gebogene Lasche des Sicherungsringes (zwischen den 2 Kronenmuttern auf dem Joch) runtergebogen werden. Jetzt kommt der Hakenschlüssel (oder besser noch der entsprechende Steckschlüsselaufsatz für Kronenmuttern) zum Einsatz.

    Sicherungsring abnehmen und wenn man nun die untere Kronenmutter löst, fällt die untere Gabelbrücke raus.

    Das obere Innenlager ist nur aufgelegt. Nimmt man es ab, wird der Blick auf die obere Lagerschale frei.

    10a Steuerkopf.jpg10b Steuerkopf.jpg

    Man sieht in der Lagerschale ganz leicht die Laufspuren des Kugellagers. Das Lager hatte noch keine Rastung. Üblicherweise sehen die Abdrücke deutlicher aus. Auch wenn man sie mit dem Finger nicht fühlen kann, sind sie doch ein deutliches Zeichen für ein verschlissenes Lager.

    Wer einen Lagerabzieher/Austreiber hat, ist gut beraten.

    Die Lagerschalen stehen nur minimal über und sind nur auf kleinster Fläche direkt von oben bzw. unten zu erreichen.

    Ich habe mangels geeignetem Spezialwerkzeug einen schlanken Meißen zurechtgeschliffen. Nächstes Mal würde ich mir vorher das Spezialwerkzeug besorgen.

    Mit dem Meißel reihum nach und nach die Lagerschalen austreiben.

    Das ging oben recht gut, unten war die Auflagefläche aber zu klein. Da musste der Dremel ran und am oberen Rand der Lagerschale etwas Platz schaffen:

    11d LKL entfernen.jpg

    lefty loosey, righty tighty

    3 Mal editiert, zuletzt von lord schorsch (23. April 2019 um 13:32)

  • Sind die Lagerschalen raus, können entweder die neuen Schalen eingetrieben werden (Lagersitz im Rahmen fetten, Schale ansetzen und mit einem Einziehwerkzeug einziehen oder eintreiben. Beim eintreiben nehme ich ein Holz zwischen Schale und Hammer. Sitzt die Schale tiefer im Rahmen, kommt das alte Lager Kopfüber auf das neue, sodass man das neue Lager beim eintreiben nicht beschädigt. Immer schön reihum nach und nach eintreiben. Gerade zu Beginn verkantet man schnell. Ob man fertig ist, erkennt man am Geräusch.) oder man schleift den Lagersitz an den besonders engen Stellen etwas weiter und klebt das Lager ein.

    Vorteil davon: etwaige Spannungen durch den leicht verzogenen Lagersitz (vom Schweißen des Rahmens) auf die Lagerschale sind kein Problem mehr. Dadurch kann das Lager wirklich kreisrund aufliegen.

    Danke an KaiZen für den Hinweis und Tipps zur Umsetzung!

    Ich wollte ein entspanntes Lager, damit die Kiste nichtmehr jeder Bitumennaht hinterher läuft, also habe ich mit einem Fächerschleifer und Bohrmaschine die Lagersitze so lange bearbeitet, bis die Lagerschalen quasi saugend saßen.

    Das hat insgesamt gut 2h gedauert.

    12a Steuerkopf schleifen.jpg12 Steuerkopf schleifen.jpg

    Das untere Lenkkopflager muss noch entfernt werden.

    Wer keinen speziellen Abzieher hat, kann sich wieder mit Hammer und Meißel helfen.

    Joch und Brücke unterfüttern und den schlanken Meißen zwischen Brücke und Lager ansetzen. Hat man dort erstmal einen Spalt, kann ein größerer Meißel den Spalt aufweiten und dann in Richtung des Jochs nach und nach den Innenring heruntertreiben.

    (Im Schrauberbuch wird nach dem anheben des Lagers mit 2 unterfütterten Meißeln von beiden Seiten gehebelt.)11a LKL entfernen.jpg11b LKL entfernen.jpg11c LKL entfernen.jpg

    Den Lagersitz gut fetten und das neue Lager anbringen.

    Ich habe schon mehrfach probiert, das Joch zu kühlen und die Schale zu erhitzen, was aber nie nennenswerten Erfolg brachte, daher verzichte ich mittlerweile darauf.

    Die Staubkappe und das neue Lager das Joch hinabgleiten lassen, den alten Innenring kopfüber darüber und dann reihum von oben mit Hammer und Meißel das Lager nach und nach eintreiben. Den endgültigen Sitz des Lagers hört man wieder am veränderten Geräusch (härter, metallischer).

    13a LKL neu.jpg13c LKL neu.jpg

    Hat man den Lagersitz nicht geschliffen, kann das neue Lager gleich tüchtig gefettet und die untere Brücke eingesetzt werden.

    Klebt man, muss man Lagersitze und Lagerschalen gut entfetten. Das Loctite 638 dünn auftragen, Lagerschalen einsetzen und dann mit Gewindestange und konischen Aufsätzen andrücken.

    Ich habe das übers Joch mit den neuen Lagern gemacht - quasi wie beim normalen Einbau, nur ohne Fett.

    Eine Kronenmutter leicht angezogen ist der Kleber über Nacht getrocknet.

    Am nächsten Tag dann die Kegelrollenlager gefettet (viel hilft viel) und die Brücke eingebaut.

    13d LKL neu.jpg

    Beim normalen Lagerwechsel wird über die Kronenmutter ein Drehmoment von 39 Nm appliziert. Also so weit angezogen, dass sich die Brücke nichtmehr bewegt. Dadurch setzt sich das Lager. Danach kommt geringeres Drehmoment (20Nm?) für die endgültige Montage. Sicherungsscheibe und zweite Nutmutter aufsetzen, Nutmutter nur leicht aufdrehen (Danke an Dennis für die Recherche).

    Im Schrauberbuch wird erst ein Holm durchgesteckt und dann die Steuerkopfmutter angezogen.

    Ich habe beide Holme durchgesteckt und erstmal mit einer Schraube der unteren Brücke fixiert.

    Die obere Gabelbrücke wurde mit Hölzern gegen den Rahmen abgestützt als ich die Steuerkopfmutter mit 108Nm angezogen habe.

    15 LKL anziehen.jpg

    Vorteil ist, dass man nicht den Anschlag an der unteren Brücke als Widerlager nutzt.

    Ist man mit der Leichtgängigkeit zufrieden (ohne, dass Spiel spürbar ist (die Holme unten greifen und vor und zurück ruckeln)), kann man dann den Lenker wieder anbauen (20Nm...erst die vorderen 2 Schrauben anziehen, dann die hinteren), Das Radeinsetzen und die Achse einschrauben (noch nicht festziehen).

    Um die Gabel entspannt zu halten liest man ja von mehreren Methoden.

    Ich habe die Klemmungen der oberen Gabelbrücke angezogen (20Nm), die Maschine abgebockt und ein paar Mal eingefedert. Dann die untere Brücke angezogen (auch 20Nm) dann die Achse (108Nm) und dann die Klemmschraube (34Nm).

    Bremssättel bekommen ebenfalls 34Nm.

    Zündschlosskabel wieder an der Durchführung fixieren, Stecker stecken, Tank drauf, Benzinschlauch, Stecker und Wasserablauf verbinden, Restverkleidung montieren und fertig.

    lefty loosey, righty tighty

    2 Mal editiert, zuletzt von lord schorsch (24. April 2020 um 16:03)