Probefahrttag bei Hadomoto in Egmating am 13.04.2019

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  • Nachdem meine 2012er ER6F seit letztem Sommer mehr steht als fährt (siehe mein Heulthread Achtung vor Starthilfe), bin ich gezwungenermaßen dabei mich nach Ersatz umzusehen. Da ich schon eine 650er und 1000er Versys als Ersatz während diverser Servicetermine fahren konnte und ich mehr auf verkleidete Maschinen stehe, war für mich schon lange die Z1000SX ein Thema. Da die ZX6R Ninja so brandneu, hübsch und mit gigantisch guten technischen Daten und Durchzugswerten wirbt, wollte ich die auch unbedingt mal Probe fahren.

    Bei einstelligen Temperaturen und nagelneuen Maschinen (0km) und meinem engen Zeitplan (bin gerade am Wohnungsumbau, drittes Kind kurz vorm Start), war mein Ziel kein ausreizen der Limits oder Fahren der Hausstrecke im Killermodus, sondern einfach ein Grundgefühl für die unterschiedlichen Fahrkonzepte (Supersportler, Sporttourer) zu bekommen. Mein Ziel max. 1-2 Touren im Jahr, max. 1-2 Rennstreckentermine im Jahr, überwiegende Zeit Pendelbetrieb Landstraße 80km am Tag. Meist wird es nix mit der Renne, aber das sind halt die Grundanforderungen ;)

    Als ich ankam, war die Ninja gerade zur ersten Ausfahrt unterwegs, konnte also zwangsweise als erstes "nur" die Z1000SX Probe fahren. Aber: war ja eh mein langer Favorit, von daher 1A.
    Erst mal Probe gesessen, alle Hebel gecheckt und eingestellt. Fühlt sich gut an, sitzt alles wie es soll. Dann vom Händler Schlüssel bekommen und darauf hingewiesen, dass es kalt ist und Reifen 0km. Er wollte mir noch die Traktionskontrolle umstellen auf 1 (weniger), ich war aber kurz davor auf niedrige Leistung und maximale Traktionskontrolle stellen zu lassen. Habe mich dann aber für Standards entschieden (Volle Leistung, Traktion auf 2).

    Mir wurde explizit geraten, Spaß zu haben und wenn der Motor warm wäre, dann dürfte ich ihn auch hochjagen. Das hielte er schon aus. Gut: ist ja nicht meine und meine EIGENE habe ich ja auch so behandelt. Warm, dann volles Rohr, auch als noch neu (hartes Einfahren, Moto Man Methode, heute mit 50k km läuft der Motor noch, immerhin der :D).

    Also Motor an und erster Eindruck: geiler Sound. Schön Bass lastig, nicht zu aufdringlich. Jedenfalls geil.
    Relaxed vom Hof gerollt und durch den Kreis verkehr in den Ort. Erstes Problem: meine Daytona Racing Stiefel passen nur schlecht unter den Ganghebel.
    Erste Kurve nach 200m, die ZX6 kommt mir entgegen. Ich gechilled im Rollmodus auf die zweite Kurve (innerorts) zu. Das Heck überholt mich. Die Kiste schlingert wie Sau ohne Gas, ohne Bremse ohne alles. Ich entspannt den Gehweg gemustert: in rutsch Richtung ist eine Einfahrt. Top. Also laufen lassen, Gehweg paar Meter lang, wieder auf die Fahrbahn. Natürlich habe ich auf dem Gehweg auch noch mal nach hinten gesehen. So Rutscher hatte ich schon bei >100km/h in Kurven bei Nässe und Kälte mit Sportreifen, nicht aber bei 50 in der Stadt. WTF. Ich war ein wenig bedient, denn SO wollte ich jetzt bei der Probefahrt nicht mal ansatzweise meine Hausstrecke im Normaltempo fahren. Also deutlich unter meiner normalen Geschwindigkeit die Landstraße runtergespult. Paar Kurven, paar Geraden. Immer schön wenig Schräglage. Nach gut 10km mal stehen geblieben und den S20 angefasst: naja, heiß ist was anderes. Bisserl warm war er schon. Besser weiter Piano. Aber Motor war ja jetzt warm, dann kann man ja mal im 6. von 50 auf 120 beschleunigen und danach auf der geraden direkt wieder eine Vollbremsung machen, wenn keiner da ist. Bremse mit gewohnter Wirkung. Erst kaum was in Sachen Druckpunkt und leichte Bremswirkung, erst wenn man richtig zupackt kommt der Anker. Und der kann sich sehen lassen!

    Durch die mehr aufrechte Sitzposition und den hohen Tank kein Problem, wie gewohnt. Passt. Mit dem 6. Gang durch den Ort ohne Ruckeln: passt. Durchzug im 6.Gang auch schön.

    Leider habe ich mich nicht wie gewohnt an die Kurven getraut. Aber das Lenkgefühl beim Slalom auf der Geraden oder der breite Lenker an sich waren schon sehr schön (gewohnt). Die 235kg merkt man auch nicht. Kein bisschen. Spritverbrauch irgendwo bei 5.xl laut Anzeige. Also am Ende gut 1l mehr, bei doppelter Leistung und 50% mehr Hubraum. Die Maschine erweckt vom Sitzen her vertraute Gefühle, fühlt sich toll an, keine Vibrationen (im Gegensatz zu meiner). Der Tank schön an den Knien, da etwas breiter als bei meiner. Hat mir alles gut gefallen. Denke damit kann man super lange Touren genießen und schnell genug ist das Ding eh. Also rein zum Händler und den Schlüssel abgegeben. Drinnen wurde mir gleich klar, dass der Ninja Fahrer meinen Stunt schon verpetzt hat. Er hätte wohl auch ein paar Probleme gehabt ;-).

    Also Schlüssel für die Ninja geholt und raus. Erstmal Probe sitzen. Reifen hat jetzt ganz 30km runter. Also auch hier aufpassen. Große Bereiche sind nicht berührt. Sitzposition echt sportlich. Ist halt ein Supersportler. Aber: alles am Platz wie erwartet, wenn man auf dem Tank liegt. Hebel eingestellt, Motor an, Soundcheck: auch gut. Nicht so krass wie an der 1000er aber schön. Erste Auffälligkeit. Das Teil hat schon im Stand mehr Umdrehungen. Wieder raus durch den Ort, gleiche Strecke abspulen. Lenkung durch den Stummel natürlich völlig anders, aber wenn man nicht aufrecht sitzt, sondern sich wirklich auf den Tank legt, dann lenkt es sich 1A und sehr agil. Was auch auffällt, im Ort hat man ein deutlich höheres Drehzahlniveau. Im 6. bei 50km/ 3000U/Min. Da habe ich mit der ER6F 2250U/Min. Aber bei warmen Motor mal getestet. 40km/h im 6. gehen absolut geschmeidig. Am Ortsausgang kann man auch schön beschleunigen ohne zu schalten. Ganz generell hatte ich das Gefühl, dass die 6er Ninja krasser durchzieht als die 1000er (im 6.). Kann aber auch am Sound liegen, denn während die eine von ~1200-11000 den nutzbaren Bereich im 6. hat, reden wir bei der 6er von 2000-15000. Dann die Bremsen. Vom Handling her völlig anders als die gewohnte Bremse. Knackiger Druckpunkt und bei wenig Druck schon ordentlich negative Beschleunigung. Beim Zupacken aus 100km/h wäre ich fast über den Lenker geflogen, weil ich nicht damit gerechnet habe. Ich hatte glücklicherweise die Knie einigermaßen am Tank und bin dann doch droben geblieben. Aufgrund der Temperaturen bin ich zwar nicht wie gewohnt gefahren, aber irgendwie fühlte sich die 6er etwas sicherer an und ich bin doch ein WENIG schneller gefahren. Habe auch mal auf einer leeren Straße im kleineren Gang beschleunigt. 160km/h hat man jedenfalls schneller drauf, als man meint. Was mir beim Fahren auch krass auffiel ist das Schalten. Beide Schalten sich gut, runter wie hoch, aber die Ninja mit dem Schaltassistenten ist an der Stelle der Knaller. Als ich mich daran erinnerte, habe ich nur noch unter Gas ohne Kupplung geschalten. Sehr viel geschmeidiger. Unter Last beim Beschleunigen Schalten merkt man kaum. Geil. Leider muss ich zugegeben, dass ich nicht zu den fittesten gehöre und auch die letzten Wochen durch Möbelrücken, -tragen und wegwerfen mich nicht fitter gemacht haben. Da merkt man direkt, wenn man nicht gut im Rücken sitzt und das Gewicht beim Bremsen auf den Lenker stützt. Böses Faul. Diszipliniert und trainiert, aber schreckt vor langen Strecken schon ab. Ich stelle mir vor, wie ich von daheim zum Pannonia-Ring über die Landstraße fahre (>500km) und nach der Hälfte dann schon ramponiert bin. Mit der ER6F kam ich relativ frisch an (gefühlt). Der S22 war jedenfalls deutlich besser als der S20. Rutscher hatte ich damit keine. Aber wie gesagt, ich war an dem Tag Piano unterwegs. 1. kalt, 2. neu und 3. hatte ich nur den einfachen Lederzweiteiler an, nicht den Einteiler. Da möchte ich schon zweimal nicht irgendwo dagegen krachen. Und 2000€ Selbstbeteiligung diszipliniert auch :D

    Hätte ich das Geld über, würde ich beide kaufen. Die eine, um mal zur Arbeit zu racen oder mal ein Hanging-Off Training auf der Kartbahn zu machen oder zum Rundkurs zu fahren. Die andere um gechillt, trotzdem schnell und sportlich auch bei schlechtem Wetter Kilometer runterzureißen. Gefallen haben mir vom Charakter her beide, für eine längere Beziehung ist mir aber die Z1000SX das liebere Gerät. Optisch scharf sind beide, wobei mir die Front der ZX6R etwas besser gefällt, dafür ist der Hintern der Z1000SX mit dem Doppelschalldämpfer links und rechts der hübschere. Und für Touren ist dann die niedrigere Drehzahl auch die bessere Wahl, denn Streckensperrungen kennen wir schon zu genüge. Da muss ich nicht auch noch mithelfen ;)

    Ich hatte noch die Ducati Supersport und Honda CBR 650 R rein von der Optik auf meiner Liste. Die Honda fällt aus, weil für die 11k (mit Schaltassistent und Griffheizung) ist mir der Durchzug zu mau (schlechter als bei der Ninja 650 für 7k). Die Ducati muss ich mal sehen, ob ich da eine Testfahrt bekomme. Die könnte auch was sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es aber wieder eine Kawa, weil ich dort auch eine massiv reparierte mit gutem Gewissen - und Händlergarantie für den nächsten Besitzer - abgeben kann.

    Aufgrund der privaten Situation kann es sogar sein, dass ich mir eine 2012-2016er ER6F gebraucht hole und dort mein Öhlins rein pflanze.

    DlHzG!

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