Hallo Leutchen,
Nachdem ich gestern einen Tracer 900 Fahrer getroffen habe, der die Niken bei der Kathi-Bräu, Fränkische Schweiz, probegefahren ist. Bin ich halt auch mal hin.
11 Uhr war ich dort. Ich bin dann einer von zwei Gruppen um 12.00 Uhr zugeteilt worden. Yamaha fordert richtige Schutzkleidung, also normale Jeans und Turnschuhe gehen nicht. Ausweis und Führerschein
Nach einer kurzen, absolut nicht nervigen Info, ging es auch schon los.
Aber mal vorne weg. Man sollte mal uneingenommen an die Sache herangehen. Aussehen muss man völlig ausblenden. Damit habe ich persönlich noch nie ein Problem gehabt, auch nicht mit der Meinung der anderen. Wenn ich auf einem Mopped sitze, zählt einzig und alleine, wie das Ding fährt.
Erstkontakt:
Der Sattel ist recht breit gehalten. Musste mit 172 etwas Fußeln. Also konzentriertes Anhalten notwendig.
Sonst alles völlig bequem. Ergonomisch müsste ich rein gar nix verändern, ausser der Sitzhöhe. evtl. 3 cm runter.
Windschutz:
Durch die recht weit vorne angebrachte Scheibe, habe ich jetzt gar nix Negatives, Verwirbelungen oder so gemerkt. Würde auch hier keinen Veränderungsbedarf für mich sehen.
Erstes losfahren:
Ja geht im ersten Moment etwas wie Kaugummi, aber keinesfalls ist es sehr störend oder man fährt eine andere Linie als gewollt. Ne, alles easy. Gleich mal auf der Zufahrtsstraße zur Kathi-Bräu links, rechts abgekippt. Geht flüssig. Kein Problem.
Auf der Strecke:
Erste Kurven und schon kommt der Aha-Effekt. Also erste links, aha zieht genauestens da rum wo ich hingeguckt habe, ich muss nicht anders machen, als auf einem normalen Mopped. Zweite rechts, schon zügiger, wie auf Schienen.
War der dritte nach dem Instruktor. Der Zweite lässt mich vor, nachdem er gemerkt hat, dass ich schon probieren will, was das Ding kann.
Anbremsen vor Kurven mit sehr, sehr wenig Eintauchen der Gabel. Das wiederum sorgt dafür, dass der ganze Kurvenbeginn schon eine rundere Sache als mit einer herkömmlichen Gabel ist.
Dann heißt es eigentlich nur Schräglage steigern und rum ums Eck. Egal ob da aufgeteert ist oder ein paar Steinchen rumliegen. Will sagen, man muss sich echt nicht mehr groß Gedanken um solche Kleinigkeiten machen. Das kann man registrieren und sich wundern, dass es noch nicht mal groß zuckt.
Dann kommt der Carving-Effekt. Ja wie will sagen, irgendwie hat es mich an altes Boxerfahren erinnert, wo man vor der Kurve die richtige Geschwindigkeit haben musste, wegen dem Kardan. Dann aber sehr schräg mit Zug am Gas rumkonnte.
Es ist wirklich so, dass man sich auf die nächste enge Kuve freut und linear reingeht und nur noch tiefer will......und auch kann, obwohl noch tiefer für die Kurve gar nicht notwendig wäre, sondern nur um zum Spaß die Stiefelpads oder Knubbel an den Fussrasten anzubringen.
Bestimmt sind höhere Kurvengeschwindigkeiten und das stressfrei möglich. Besonders mehr Schräglage als sonst, war dafür aber gefühlt nicht notwendig.
Richtig schnelle Wechselkurven gab es nicht. Kann sein, dass man da etwas mehr arbeiten muss, da sie natürlich frontlastig ist, kann dazu aber nix sagen.
Regennasse Fahrbahn mit Aufteerungen und Bitumen:
Als wie wenn ich es bestellt hätte, hat es einen kurzen Gewitterduscher gegeben. Vorne hat man gar nichts gemerkt. Das Hinterrad hat zweimal ca. 10 cm ausgekeilt. Lag aber vermutlich an der Traktionskontrolle, die in der am meisten regelnden Einstellung war. Die Fahrlinie hat die Niken aber nicht verlassen. Wenn´s hinten zuckt, muss der Fahrer also nicht mit zucken.
Dämpfung/Federung:
War in der Grunddämpfung auch nicht groß anders als meine MT-07 mit Wilbers.
Aber jetzt kommt natürlich beim Fahren der entscheidende Vorteil. Der Instruktor ist absichtlich öfter mal seitlich raus in gepflasterte Wasserrinnen etc. gefahren. Das ist ja sowas von völlig geschmeidig, das ist das nächste was völlig ausser Acht gelassen werden kann, weil das Parallelogramm so ziemlich alles wegfiltert.
Bremsen:
Keinesfalls giftig oder schwer zu bedienen, alles gut. Natürlich bremst das Ding hervorragend durch die zwei Räder, aber vorallen Dingen taucht die Gabel nicht weit ein, was auch die Bremsung entspannter macht.
Motor:
MT-09 Motor mit größerer Schwungmasse. Man merkt klar, dass er mehr zu arbeiten hat. Manch einer wurde sich vielleicht noch mehr Punch wünschen.
Mein Fazit.
Da mir die Motorleistung reichen würde, da mich ergonomisch nix nervt, sobald man ein paar Kilometer gefahren ist, nicht mehr daran denkt vorne zwei Räder zu haben und ich den entscheidenden Vorteil erfahren durfte, dass das Leben in der Schräglage so entspannt sein kann, ist diese Technik für mich auch kaufbar.
Ich beschreib mal die Käuferschicht so: Sportliche Tourenfahrer, die gerne auch Langstrecke bis zu Schottlands Single Roads fahren, die aber trotzdem in jeder Serpentine das tiefe Glück suchen, aber sowieso schon immer eher rund und nicht hektisch Motorrad gefahren sind, als ob sie auf der Flucht sind.
Die Entlastung des Fahrers, der Sicherheitsgewinn, und jetzt wirklich, auch der Spaß, sind nicht ohne.