Anzugsdrehmoment für Brems- und Kuplungshebel

Du siehst das Forum als Gast - als registriertes Mitglied stehen dir alle Forenbereiche zur Verfügung. Wir freuen uns auf dich!

  • Nabend Allerseits,

    ich habe eine Frage, mit wie viel Drehmoment sollten die Brems- und Kuplungshebel angezogen werden?
    Wollte die originale durch eine von Probike ersetzen, nun steht in der Montageanleitung der beliebter Satz: nach Herstellervorgaben anziehen!

    Beste Grüße, Denis.

  • Du meinst sicher die Klemmschellen?

    Diese werden fast IMMER viel zu fest angezogen. Mein Tipp: Beim Anziehen auf gleichmäßiges beidseitiges Spaltmaß bei geteilten Schellen achten. Ansonsten nach und nach so weit anziehen, dass sich die Griffarmatur mit etwas größerem Kraftaufwand verdrehen lässt. Dies gibt der Armatur im Falle eines Sturzes oder Umfallers die Möglichkeit sich etwas wegzudrehen und erhöht die Wahrscheinlichkeit das der Hebel nicht bricht.

  • Aber steht nicht in jeder Anleitung, dass man erst die obere Seite der Klemmung anziehen soll (da gibt es dann keinen Spalt mehr) und danach die untere?

    Oder ist das die default-Einstellung für Verdrehsicherheit und deine Version die für den Schutz der Hebeleien bei Bodenkontakt?

    lefty loosey, righty tighty

  • Tatsächlich gibt es geteilte Klemmschellen, bei denen eine Seite zuerst auf Stoß gezogen wird. Dies erkennt man an der asymmetrischen Klemmung meistens mit Markierungspfeil.

    Bei geteilten Klemmschellen sollen sich die Spalte möglichst parallel annähern. Wenn man darauf achtet, sieht man es sofort.

    Im Ergebnis bleibt es sich, egal ob bei ein- oder zweiteiliger Klemmung, gleich. Ich vergaß eine Einschränkung. Bei vollverkleideten Motorrädern sollte man überlegen, ob man eher den Hebel opfert falls es beim Umfaller durch eine verdrehte Armatur zu Schäden an der Verkleidung kommen kann. Ist aber eher selten.

    Die Griffarmaturen festzuballern entspringt anscheinend einer völlig unbegründeten Sorge, dass sich der Hebel irgendwie selbstständig machen könnte und plötzlich aus dem Griffbereich verschwindet. Funzt selbst an den Naked mit Spiegelhalter. Hier halt so fest ziehen, dass bei Höchstgeschwindigkeit der Spiegel bleibt wo er ist. Wird trotzdem bei einem plötzlichen harten Schlag nachgeben. Irgendwann hat man es im Handgelenk. Oder probiert es mit kleinem Dremo aus und notiert sich dann den Wert.

    Das handwarme Anziehen mit Nachgeben hat mich in den Jahrzehnten schon mehrfach vor einem Abbruch der Tour bewahrt. Gilt übrigens auch für Fahrräder, insbesondere MTBs mit Scheibenbremse.

    PS.: Hier möchte ich aktuell Gernot aus der Shoutbox zitieren:"So weich wie möglich, so hart wie nötig" :thumbup:

  • Hmm, ich glaube bisher hatten alle Armaturen (zumindest alle Bremspumpen) der Mopeds an denen ich schraubte eine geteilte Klemmung mit Pfeil.
    Die sollte man dann immer oben auf 0 klemmen und unten den Spalt lassen?
    Oder kommt es da eher darauf an, ob die Klemme asymmetrisch ist (bis auf den Pfeil)?
    Würde meine Armaturen ja auch gern gegen Hebelabbruch schützen...

    Bei der Klemmung des Lenkers war es doch ähnlich. Erst vorn auf 0 und dann die hinteren Schrauben anziehen.

    lefty loosey, righty tighty

  • Klare Antwort: Kann sein, muss es aber nicht.

    Es gibt drei gängige Möglichkeiten der Asymmetrie bei den Klemmschellen:

    1. Auf einer Seite ist mehr Material vorhanden, es soll also auf der Seite keinen Spalt geben (abgesehen von der sehr selten und nicht mehr gängigen Variante mit um 180 Grad gedrehter Verbindung)
    2. Der radiale Abstand der Schrauben ist unterschiedlich, manchmal sogar nur 10tel mm und deshalb ist die Paarungsrichtung einzuhalten.
    3. Die Schraubenaufnahmen sind axial verschoben, evtl. auch nur um 10tel mm.
    Witzigerweise gibt es sogar Klemmschellen die alle 3 Varianten erfüllen, diese lassen sich gar nicht erst "falsch" zusammenschrauben.

    Aber es bedarf eigentlich nur der genauen Betrachtung der zu paarenden Seiten, dann ergibt sich die eventuell erforderliche Richtung und auch ob symmetrische Spaltmaße einzuhalten sind oder eben auch nicht. Keine Hexerei.

    Bei falscher Montage kann es am Rohrstück, hier Lenker, zu Kerbwirkung und daraus später folgendem Ermüdungsbruch kommen. Das ist ein besonders heißes Thema bei MTB-Lenkern aus Aluminium, dort ist z.B. die Klemmung mit 2 Schrauben und breiter Schelle der Klemmung mit 4 Schrauben wegen der schonenderen Klemmung des Lenkers vorzuziehen. Aus diesem ganzen Dilemma sind ja dann die konifizerten Lenker hervorgegangen. Aber das ist eine andere Geschichte.

  • Moin, Moin Allerseits,

    Danke für die ausführliche Ratschläge! Werde am WE Mal versuchen unter Beachtung den zwei Grundsätzen 1. So weich wie möglich, so hart wie nötig und 2. Nach fest kommt ab!
    Die originale lassen sich aber auch keinen Stück drehen... Auch mit Gewalt nicht... Daher war ich mir unsicher...

    Beste Grüße, Denis.