100km Z650 - meine Eindrücke

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  • Gestern war mal wieder Wartungstag für meiner ER6F und da ich bei der 36000er aufgrund der Erfahrungen aus dem Forum die Ventile mit kontrollieren ließ, wurde das Bike am Mittwoch Abend hingebracht. Als Leihfahrzeug bekam ich eine brandneue Z650 (1km). Da das Teil nicht mir gehört und ich den Händler mag, habe ich Sie natürlich im Gegensatz zu meiner eigenen Maschine geschont, also erst mal warmlaufen lassen. Dabei fiel mir zunächst die Ganganzeige mittig auf. Und während das Ding so anheizt, dachte ich mir, schauste Dir mal den Tacho genauer an. Also die Knöpfe links und rechts gedrückt. Neuerung: linker Knopf stellt die vorletzte Zeile im Display um (km Gesamt, Trip A, Trip B), rechter Knopf die letzte Zeile (Reichweite, Aktueller Verbrauch, Durchschnittsverbrauch, Uhrzeit). Man kann also im Gegensatz zu bisher nur einer Information, zwei Informationen anschauen.

    Beim Einstellen der Spiegel habe ich wie immer über die nackte geflucht, weil bei der verkleideten kann man schön die Spiegel an der Stange nach außen oder innen biegen und dann fein justieren. Bei der nackten drückt man etwas und schon sind die Teile lose...nun ja, irgendwann waren die dann eingestellt und der Motor warm, erster Gang rein und los von Wasserburg Richtung Heimat Rott. Ich kannte vom Internet die Neuerungen und habe schon andere (Leih)Motorräder mit Slipper Assist Clutch gefahren und war bisher davon begeistert, so auch hier. Extrem aber war für mich das andere Fahrverhalten. War die N schon immer kippelig/handlich im Vergleich zur F, ist das bei der Z650 noch einen Ticken extremer. Aber die Heimfahrt sollte ja ruhig angegangen werden, also immer schön bei 4k hochschalten und die Reifen nicht strapazieren...
    Nach etwa 10km, musste ich dann doch einen Schnarcher überholen und etwas mehr als 4k hochdrehen, wobei mir der Schaltblitz für ökonomisches Fahren auffiel. Bei ~6k blinkt die Drehzahlnadel(n). Gerade beim Einfahren der Warnhinweis jetzt mal wirklich den nächsten Gang zu nehmen ;)
    Im Vergleich zu meiner hatte ich das Gefühl, dass der Durchzug, so weit ich den auf die ersten 20km überhaupt testen konnte, etwas besser war. Gerade im enorm niedrigen Drehzahlbereich. Erinnerte mich stark an die Versys 650, wo mir das im niedrigen Drehzahlbereich auch so vorkam.

    Am nächsten Morgen dann nach dem warmlaufen gleich mal die Fahrt zur Arbeit. 41km Landstraße, teils mit engeren Kurvenradien und Gefälle/Steigung in den Kurven. Ich muss mich schon beim Verlassen des Orts beherrschen die erste S Kurve direkt nach dem Ortsschild nicht mit >70km/h zu nehmen, weil die Reifen kalt und noch neu sind. Ich kann's nicht und tue es einfach wie jeden Morgen und las den Mercedes hinter mir gleich mal stehen. In einer kurzen 60er Zone fällt mir auf, dass die Temperaturanzeige des Kühlmittels von zwei Balken auf einen sinkt. Hätte ich nicht gedacht. Immerhin schon 2km gefahren und davor warmgelaufen. Anscheinend kühlt das Zeug schneller aus als man denkt, wenn es draußen nur max. 7° Grad hat. Die nächsten 10km wird gelassen und im anständigen Drehzahlbereich gefahren, bis die erste schönere Kurvensektion kommt. Dreifachkurve Berg hoch nach Ortsausgang. Obwohl ich sicher bin entspannt hoch gefahren zu sein, habe ich am Ende doch wieder über 80km/h drauf. Meistens fahre ich da nicht mehr so schnell hoch, weil nicht so übersichtlich und zwei Hausausfahrten in den Kurven. Bei einer kam schon mal n Traktor raus, bei der anderen ein PKW. Höchste je dort gefahrene Ausgangsgeschwindigkeit >100km/h. Mein Fazit: das Teil reizt zum Gas geben und Kurven kann es auf jeden Fall auch. Mal schauen, was die nächste Sektion ohne störende Ausfahrten bringt. 5km und eine Ortschaft weiter. Eine Folge von 5 Kurven, erst zwei langgezogene nach Ortsausgang, dann eine enge mit Gefälle, gefolgt von zweien in der Ebene. Die letzte hat eine Ausfahrt, die man aber einsehen kann. Links und rechts Bäume, kein Raum für Fehler. Ich denke an meine zwei kleinen Mädchen und verhindere mit mentaler Stärke in gewohnter Geschwindigkeit durchzuheizen. So ein bisschen Gas gebe ich aber doch und denke mir, dass die neuen Reifen trotz der kühlen Temperaturen doch schon eins a funktionieren und frage mich, ob meine gewohnte Geschwindigkeit bei trockenem Wetter nicht auch gegangen wäre. In jedem Fall freue ich mich drüber, wie leichtgängig das Teil geht und muss eher aufpassen nicht zu viel Schräglage zu haben als zu wenig. So steil sind die Kurven im Watschelgang dann doch nicht. Noch 15 weitere Landstraßenkilometer mit weniger spannenden Kurven später stelle ich das Teil in der Arbeit ab. Erster fetter Minuspunkt: ich habe das Gefühl mein Arsch und Gehänge ist taub. Und in der Tat, das Sitzpolster und die gefühlt stärkere Vibration am Arsch haben unter um alles tot gemacht ;-).

    Nach wenigen Stunden Arbeit (ich muss ja rechtzeitig bei der Werkstatt in Wasserburg sein, wieder 40km) steige ich auf das Teil und nehme mir vor mehr auf den Sitz zu achten. Ja, das Ding vibriert unterm Hintern etwas mehr. Insbesondere bei 4-5k. Bei meiner eigenen ist die Vibration bei ~4k am Stärksten. Die Fußrasten scheinen mir auch nicht weniger Vibration abzugeben, als die eigenen die sind mittlerweile aber schon recht hart und abgewetzt und werden beim Service mit getauscht. Mal schauen, wie der direkte Vergleich nachher bei der Heimfahrt mit dem eigenen Bike aussieht. Nach insgesamt 80km und der Strecke zwischen Kirchseeon und Wasserburg kann ich es nicht mehr lassen, ich muss ab und an Autos überholen, weil die Schleicherfraktion gerade im Berufsverkehr einfach Überhand nimmt. 100 wird nicht mehr gefahren, LKWs werden sowieso nicht mher überholt und dann fährt man halt 70 bis der LKW weg ist oder man ankommt. Kann ich weder mit Auto, noch erst recht nicht mit dem Motorrad, also wird halt auch mal eine Kolonne, die stumpf einem LKW folgt überholt. Die Landstraße ist hier so breit, dass man mit dem Motorrad locker zwischen zwei 40 Tonner durchpasst (selbst schon getestet). Vermutlich würde es sogar mit meinem Aygo gehen, wäre dann aber schon knapp. Ich ertappe mich mehrfach, wie die Tachonadeln bei >6k aufblinken, bis der Schaltblitz angeht, ist es aber noch weit, nur so weit lasse ich es nicht kommen.

    In der Werkstatt angekommen wieder das gleiche Spiel wie zur Arbeit. Unten rum taub. Ich unterhalte mich noch etwas über die für und wieder der neuen und steige auf meine eigene verkleidete Maschine. Der erste Eindruck: ja, der Sitz ist bequemer. Der Knieschluss schlechter. Ich fahre mit den neuen Fußrasten aus Wasserburg raus und denke mir, dass auch da die neue nicht punkten kann. Bei 120km/h auf der Landstraße weiß ich wieder, wieso ich unbedingt eine verkleidete Maschine wollte. In meiner Lederkombi wurde es doch sehr kühl und die Scheibe verhindert das oben, die Verkleidung an den Beinen. Beim Beschleunigen nach Ortsausgängen oder beim Fahren mit niedrigen Drehzahlen bestätigt sich der bessere Durchzug und kräftigere Lauf der neuen. Ich vermisse ein wenig die Gang- und Temperaturanzeige. Freue mich aber über den richtig analogen Drehzahlmesser. Ja, das neue Cockpit der 650er Ninja würde mir schon gefallen, aber der Sitz auf der Ninja ist kein bisschen besser wie auf der Z. Und nachdem ich mit meiner schon mehr als 500km am Tag ohne Probleme gefahren bin, meine Tagestouren meist über 300km sind, kommt die neue nicht in Frage. Auch das Fahrwerk kann mit meinem nicht mithalten. Größere Unebenheiten federt mein Öhlins hinten besser weg, vorne merke ich subjektiv keinen Unterschied. Die Tankanzeige hat bei 100km erst einen Balken verloren. Bei meiner Anzeige wären das normal schon etwa zwei Balken gewesen. Da der Händler mir's letzte Mal gesagt hat, ich brauch nicht tanken, habe ich es gelassen und kann so leider keine Angabe zum Testverbrauch bei piano Fahrt geben. Die Reichweitenanzeige hat allerdings nicht mehr geliefert, als bei meiner eigenen Maschine und bei 1l Tankinhaltunterschied, kann mein persönlicher Verbrauchsunterschied nicht allzu groß sein. Laut Angabe müsste er etwas geringer sein als bisher, was ich so aus dem Bauch heraus auch bestätigen würde.

    Alles in allem scheinen mir die neuen Maschinen jedoch eine wirklich attraktive Angelegenheit zu sein. Wer eine will, hat allerdings Schwierigkeiten eine zu finden. Mein Händer hat noch genau eine Ninja 650 zum Verkauf und eine Z650 als Vorführer, die er am Ende der Saison vertickt. Laut seiner Aussage ist die Produktion für das GANZE JAHR von Z650, Z900, Ninja 650 und diversen Yamaha MT Modellen bereits ausverkauft! Das heißt, die Händler können keine mehr bestellen, sondern nur das verkaufen, was Sie schon da haben. Krasser Scheiß! Allerdings zeigt das auch, dass das Modell nach wie vor beliebt ist und offensichtlich bei der Weiterentwicklung der Mittelklasse alles richtig gemacht wird.

    Hätte ich keine 2012er ER6F wäre für mich die Ninja 650 eventuell eine Option, wenn die aufgepolsterte Sitzbank längere Fahrten ermöglicht. Leider ist das nur schwer testbar (wer hat schon eine aufgepolsterte zur Ausstellung). Die nackte kommt für mich nach wie vor nicht in Frage, auch wenn es das deutlich agilere Motorrad ist. Dafür fahre ich zu viel im Regen und zu viel im Pendelverkehr. Außerdem sieht sie nicht so schön aus ;)

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  • Super Bericht, hatte die Gelegenheit bei der BMT (Berliner Motorrad Tage, Messe) mich mal auf eine 650er zu setzen. Mein erstes empfinden, viel schmaler und zierlicher als meine Erna. Auch das Sitzempfinden konnte ich im Stand Deiner Beschreibung nachvollziehen. mein Fazit, ganz nett, für mich aber kein Grund zu tauschen. Was mir richtig gut gefallen hat war die Z 900. :speicheln

  • Oder ein "Hämorrhoidenkissen" wie Airhawk mitnehmen zur Probefahrt. Dürfte gg Vibrationen helfen und den Kniewinkel entschärfen (wofür ich es nutze).

    Umbauen kann man immer noch.

    Mö­gest Du im­mer das Dop­pel­te des­sen be­kom­men, was Du mir wünschst. :japan: